Die Ausbreitung von Organismen ist ein natürlicher Prozess, der einen wichtigen Bestandteil zur Erhaltung einer Art darstellt. Die natürliche Ausbreitung ist aber durch Hindernisse wie große Flüsse, Meere oder Gebirge begrenzt. Aufgrund des menschlichen Handelns gelingt es immer mehr Arten, diese natürlichen Barrieren zu überwinden.
Bioinvasion schon bei den Römern
Solche Bioinvasionen haben eine lange Tradition. Schon die Römer haben ihre Kulturpflanzen gezielt angebaut, um die Ernährung ihrer Truppen sicherzustellen. So kam die Esskastanie nach Deutschland.
Der erste größere Anstieg der Einwanderung fremder Arten erfolgte zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert mit den europäischen Entdeckern und Siedlern, die zur Sicherung ihrer Nahrungsgrundlage viele Arten eingeführt haben, aber auch viele Arten unbeabsichtigt mitbrachten. Eingeschleppte Schweine, Ziegen, Katzen und Hunde, aber auch Mäuse und Ratten konnten sich vor allem auf Inseln bis in die heutige Zeit halten.
Umgekehrt brachten die Reisenden viele Tier- und Pflanzenarten mit nach Europa, wodurch es besonders im 19. Jahrhundert zu einem Boom im Gartenbau kam. In dieser Zeit wurde intensiv nach attraktiven Pflanzen für den europäischen Markt gesucht. Einzelne dieser sogenannten Pflanzenjäger („plant hunters“) brachten weit mehr als 2.000 neue Pflanzenarten nach Europa. Andere Organismen, wie beispielsweise der Vorfahre unserer Bierhefe, kamen unerkannt als „blinde Passagiere“ mit den Reisen.
In den letzten Jahrzehnten intensivierte sich die Verbreitung fremder Arten noch einmal aufgrund der zunehmenden Globalisierung des Handels und der verstärkten Mobilität der Menschen.
Hanno Seebens, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)/ Forschung Frankfurt)
Stand: 12.05.2017