Während noch vor einigen Jahren Klonforschung beim Menschen grundsätzlich als unverantwortlich und unethisch abgelehnt wurde, scheint dieses pauschale Urteil heute nicht mehr ganz so leicht. Viele Forscher, die noch zu Dollys Zeiten jedes Klonen menschlicher Zellen vehement abgelehnt haben, arbeiten heute selbst an solchen Projekten und betonen, es gehe dabei ja schließlich nicht um „reproduktives Klonen“. Stattdessen ist – wie 2008 bei den kalifornischen Forschern – vom „therapeutischem Klonen“ die Rede. Hat die Wissenschaft das Klonen von Menschen jetzt fein säuberlich in ein „gutes“, nämlich das therapeutische, und ein „schlechtes“, das reproduktive aufgeteilt? Im Moment scheint es fast so.
Schon seit einigen Jahren spielen menschliche Zellen, die im Reagenzglas in Kultur gehalten werden, in der Forschung eine immer größere Rolle. Künstlich vermehrte und am Leben erhaltene Blut-, Bindegewebe-, Nieren- oder Leberzellen sind die Basis für viele Versuche in der Krebs- und Virusforschung. In der Arzneimittelindustrie sollen diese „in vitro-Kulturen“ in Zukunft immer mehr Tierversuche überflüssig machen. Streng genommen bestehen auch diese Kulturen vielfach bereits aus geklonten Zellen, da sie aus der Vermehrung von einigen wenigen oder sogar einer einzelnen Zelle des entsprechenden Gewebetyps entstanden sind.
„Ein revolutionäres Potenzial…“
Beim therapeutischen Klonen nach der Dolly- oder Honolulu-Methode können dagegen aus einer einzigen Körperzelle eine Vielzahl der verschiedensten Gewebe und Organe entstehen. Besonders die Zellen der ersten Teilungsstadien eines auf diese Weise produzierten Klonembryos haben ein geradezu revolutionäres Potenzial. Der Grund: diese sogenannten Stammzellen können sich nicht nur nahezu unbegrenzt vermehren, sondern dabei auch alle möglichen Organe und Gewebetypen bilden.
Für die Befürworter eines therapeutischen Klonens bedeutet dies „eine einmalige Chance, Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson zu bekämpfen“. Es werden Szenarien entworfen, in denen beispielsweise Leukämie-Patienten mit Hilfe des Klonens ihre jeweils passenden Knochenmarkszellen erhalten. Dazu müsse ihnen nur eine Körperzelle entnommen, mit einer passenden Hülle versehen und geklont werden – schon sei das oft monate- oder jahrelange Warten auf einen passenden Knochenmarksspender überflüssig.