Die Frage, welche Ernährung für einen die richtige ist, ist pauschal unmöglich zu beantworten. Low-Carb, High-Fat, pescetarisch – die Zahl an Möglichkeiten ist unbegrenzt. Selbst Wissenschaftlern fällt es schwer, ein grundlegendes Statement zu treffen. Denn Ernährung ist nicht mehr nur sehr persönlich, sondern auch mit der eigenen Weltvorstellung und politischen Orientierung verbunden. Was das bedeutet, zeigt bereits ein Blick auf die Ethik. Grund genug, sich die vegane Ernährung und ihre Motive genauer anzuschauen.
Sorglos abbeißen?
Die Entscheidung für eine vegane Ernährung ist häufig ethisch begründet – keinem fühlenden, lebenswilligem Lebewesen soll Leid zugefügt werden. Meist schließt der Veganismus deshalb auch den Verzicht auf tierische Produkte in Bereichen wie der Bekleidung und Kosmetik mit ein. Die Umstände der Viehhaltung, darunter brutale Schlachtungsmethoden, das Schreddern männlicher Küken oder Fehlbetäubungen begründen den Verzicht auf Tierprodukte. Viele Nutztiere sind durch die Zucht zu in der Natur nie vorkommenden Hochleistungslieferanten für Milch, Fleisch oder Eier geworden. Auch mit Bio-Siegel verifizierte Tierprodukte sind im Verzicht inbegriffen, da nach veganer Überzeugung auch hier Tiere gegen ihren Willen und deutlich vor der natürlichen Alterserwartung getötet werden.
Von der Jagd zur Massentierhaltung
Die Nutzung von Tieren als Nahrungsmittel begann schon bei unseren frühen Vorfahren vor weit mehr als 100.000 Jahren. Die durch Fleisch und Fisch erhöhte Proteinzufuhr könnte nach heutigen Erkenntnissen einer der Gründe für das Wachstum des menschlichen Gehirns gewesen sein. Mit der Entwicklung der Landwirtschaft in der Jungsteinzeit begann der Mensch, Tiere für seine Zwecke zu halten und zu züchten.
Im Laufe der Zeit wurde der Konsum von tierischen Lebensmitteln allmählich zur Gewohnheit und zum Bestandteil der menschlichen Ernährung. Schon früh ergab sich eine Einteilung von Tieren, in „die, die wir lieben und die, die wir essen“, so Psychologe Herzog von der Western Carolina University. Zwar nimmt der Verzehr von Fleisch, Milchprodukten und Eiern in Europa heutzutage leicht ab, dafür steigt die Nachfrage weltweit gesehen aber extrem an. Laut Schätzungen der UN-Landwirtschaftsorganisation soll die weltweite Fleischproduktion bis 2050 von derzeit 229 auf 456 Millionen Tonnen zunehmen.
Aufwachen und umdenken
Angesichts der aktuellen Berichte über Massentierhaltung, den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Schlachtbetrieben und durch Tierhandel ausgelöste Pandemien hinterfragen immer mehr Menschen ihren Fleischkonsum. Viele kommen dabei zwar zu der Ansicht, dass es ethisch gesehen keine Rechtfertigung für Massentierhaltung gibt. Dennoch führt dies bisher nur bei einer Minderheit der Verbraucher zu Konsequenzen. So sagt auch Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, dass „die Mehrheit […] beim Einkauf selten bereit [ist], mehr Geld auszugeben.“
Hinzu kommt: Werbetafeln zeigen oft Kühe auf grünen Weiden und der Konsument bekommt nur das tierische Endprodukt im Kühlregal zu sehen – meist verziert mit Bildern idyllischen Tierlebens. Nicht zu sehen ist, wie Fleisch, Milch oder Eier tatsächlich produziert werden und was dies für die Tiere bedeutet. Manchmal kann bereits die Konfrontation mit dem Leid der Tiere das Verhältnis zum Essen verändern, wie manche Veganer berichten. Videos im Internet oder ganze Filme zeigen, was so häufig ungesehen bleibt. Wer von den Methoden der Industrie weiß, vergisst oft beim nächsten Steak nicht mehr, dass ein Tier für das Stück Fleisch getötet wurde.