Verletzte oder kranke Körperteile einfach ersetzen: Dieser Wunsch begleitet die Menschen schon seit Jahrtausenden. Zunächst fand sich die Idee der Transplantation lediglich in Mythen und Legenden wieder. Doch bereits vor 2.500 Jahren begann sie, reale Formen anzunehmen. Schon damals sollen altindische Heiler Haut von einer Stelle des Körpers an eine andere transplantiert und so verstümmelte Ohren und Nasen ihrer Patienten repariert haben.
Die Übertragung ganzer Organe ließ allerdings noch bis zum 20. Jahrhundert auf sich warten. 1933 transplantiert der ukrainische Arzt Yu Yu Vorony erstmals eine menschliche Niere. Doch die Empfängerin überlebt nur wenige Tage – die Gründe für Abstoßungsreaktionen sind Medizinern zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt.

Durchbruch dank Immunsuppressiva
Erst einige Jahre später wird langsam klar, dass die Gewebe von Spender und Empfänger zusammenpassen müssen, damit sie das Immunsystem nicht bekämpft. Dieses Wissen ebnet schließlich den Weg zur ersten erfolgreichen Organtransplantation am Menschen. Am Bent Brigham Hospital in Boston pflanzt ein Ärzteteam um den Chirurgen Joseph Murray einem Patienten die Niere seines eineiigen Zwillingsbruders ein. Wegen der genetischen Übereinstimmung kann eine immunologische Abwehrreaktion diesmal vermieden werden.
In den Folgejahren erzielen Mediziner weitere Erfolge: Sie transplantieren Lebern, Lungen, Bauchspeicheldrüsen – und 1967 sogar erstmals ein Herz. Nach wie vor bleiben nicht beherrschbare Abstoßungsreaktionen jedoch ein großes Problem. Erst mit der Entwicklung geeigneter Arzneistoffe wie dem Immunsuppressivum Cyclosporin gelingt in den 1980er Jahren der Durchbruch. Organtransplantierte Patienten haben nun erheblich bessere Überlebenschancen.