Es muss nicht gleich Alzheimer werden. Aber eine spätere Demenz könnte sich schon deutlich früher abzeichnen als bisher gedacht. Denn schon im Alter von 45 Jahren beginnen das Gedächtnis und die Fähigkeit zum schnellen Erkennen von Zusammenhängen messbar nachzulassen. Das haben Forscher Anfang 2012 in einer Langzeitstudie an insgesamt 7.390 Menschen herausgefunden. Bisher ging man davon aus, dass die geistigen Fähigkeiten erst mit etwa 60 Jahren beginnen nachzulassen. Ihre Daten liefern damit nun eine Art Referenz, um feststellen zu können, ob bei einem Menschen der Abbau schneller voranschreitet als normal.
Krankheit beginnt lange vor den ersten Symptomen
„Heute weiß man, dass sich Demenzerkrankungen bereits lange vor Beginn der ersten Symptome anbahnen“, sagen Archana Singh-Manoux vom University College London und ihre Kollegen. Wenn man wisse, welche geistigen Einbußen im mittleren Alter normal seien, könne man auch besser erkennen, wenn jemand davon abweiche. Ein überdurchschnittlich starker Abbau könne dann auf ein höheres Risiko für Alzheimer und andere Demenzen in späteren Lebensjahren hindeuten. „Das Alter zu kennen, in dem der geistige Abbau beginnt, ist enorm wichtig“, betonen die Forscher. Denn dadurch kann man auch Risikofaktoren besser erkennen.
Für ihre Studie hatten die Forscher die geistigen Fähigkeiten von Männern und Frauen im Alter von 45 bis 70 Jahren untersucht. Geprüft wurden dabei ihr Gedächtnis, das mathematische und verbale Erkennen von Zusammenhängen, Mustern und Regeln und ihr Wortschatz – und dies dreimal im Laufe von zehn Jahren.
Vorbeugen hilft
„Die Ergebnisse aller Tests bis auf den Wortschatz zeigten signifikante Verschlechterungen in allen Altersgruppen, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen“, berichten die Forscher. Je älter die Teilnehmer zu Studienbeginn waren, desto stärker fiel auch der Leistungsabbau innerhalb der zehn Jahre aus. Innerhalb der zehnjährigen Untersuchungsperiode sanken die geistigen Leistungen der 45- bis 49-Jährigen in einigen Tests um durchschnittlich 3,6 Prozent. Dieser Abbau war zwar geringer als bei den 20 Jahre älteren Studienteilnehmern, aber dennoch deutlich messbar.
Nach Ansicht der Forscher ist selbst ein stärker nachlassendes Gedächtnis aber kein Grund zur Resignation: „Es gibt zunehmende Hinweise darauf, dass das, was für das Herz gut ist auch dem Kopf hilft“, sagen die Forscher. Übergewicht, Bluthochdruck und zu hohe Blutfettwerte erhöhten das Risiko für den Verlust geistiger Fähigkeiten. Wirkt man ihnen aber entgegen, beispielsweise durch Bewegung und gesunde Ernährung, dann kann das den Abbau verlangsamen und sogar teilweise verhindern.
Nadja Podbregar
Stand: 20.09.2013