Eruptionen von Supervulkanen sind sehr selten. Das ist gut für die Menschheit, aber ungünstig für Vulkanforscher. Denn weil seit Beginn der modernen Vulkanforschung keiner von ihnen ausgebrochen ist, hatten sie keine Chance, die Vorwarnzeichen eines solchen Ausbruchs zu untersuchen. Das macht es schwer, das Risiko abzuschätzen.
Wann wird es gefährlich?
So ist beispielsweise der Supervulkan unter dem Yellowstone-Nationalpark durchaus aktiv: Immer wieder gibt es Erdbeben in der Region, der Untergrund über der Magmenkammer hebt und senkt sich und Analysen zeigen, dass nach wie vor glutflüssige Magma im Untergrund transportiert wird. Aber ist dies schon Anlass zu Sorge? Ähnlich ist es bei den Phlegräischen Feldern in Italien: Auch hier gibt es seit einiger Zeit immer wieder einmal Phasen geologischer Unruhe.
Doch was diese Aktivitäten bedeuteten und ob ein Ausbruch droht, ist unklar – denn Supervulkane sind noch unberechenbarer als normale Feuerberge. Wie schnell aber ein Supervulkan von scheinbar schlafend auf aktiv umschalten kann, das zeigte eine Untersuchung im Jahr 2012. Demnach kündigt sich der Ausbruch eines Supervulkans erst mehrere Jahrzehnte bis sogar erst Monate vorher an. Nach jahrtausendelanger Ruhepause füllt sich dann das Magmareservoir des Vulkans nicht langsam und kontinuierlich, sondern sprunghaft in mehreren Pulsen.
Ausbruchsbereit in weniger als 100 Jahren
Das zeigte sich, als Forscher Gestein untersuchten, das beim letzten Ausbruch des Supervulkans Santorini in der Ägäis ausgeschleudert wurde. Als dieser Vulkan etwa 1650 vor Christus ausbrach, überzog er den gesamten östlichen Mittelmeerraum mit Asche und Rauch und zerstörte weite Teile der Insel Thera – heute Santorin. Damals benötigte dieser Supervulkan trotz einer 18.000 Jahre dauernden Pause weniger als hundert Jahre, um ausreichend Magma für den gewaltigen Ausbruch anzusammeln.
„Unsere Ergebnisse zeigen, wie schnell ein großes Vulkansystem aus dem Ruhezustand bis an den Rand der Eruption gelangen kann“, berichten die Forscher. Diese Erkenntnis hat auch Folgen für die Überwachung von Supervulkanen, die als lange ruhend, aber potenziell aktiv gelten. „Eine Langzeit-Überwachung von großen, schlafenden Supervulkan-Systemen – selbst in abgelegenen Teilen der Erde – ist daher notwendig“, warnen die Wissenschaftler. Nur dann könne man die letzten Wachstumsschübe der Magma-Reservoire rechtzeitig vor einem großen Ausbruch entdecken.
Nadja Podbregar
Stand: 21.11.2014