Dass Klimawandel richtig teuer werden kann zeigen die Wetterkatastrophen der letzen Jahre: 2003 verursachte der „Jahrhundertsommer“ in Europa Schäden von mehr als zehn Milliarden Euro allein durch Ernteausfälle, 35.000 Menschen starben an der Hitze. Insgesamt haben extreme Wetterereignisse in Deutschland in den letzten Jahren bereits für Schäden in Höhe von 16,5 Milliarden Euro gesorgt. Tendenz stark steigend. Nach Schätzungen des Umweltbundesamtes könnte der Klimawandel im Jahr 2050 bereits 27 Milliarden Euro jährlich kosten.
Nichthandeln kostet
Ähnliches ergab auch eine Anfang 2008 vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin veröffentlichte Studie. Darin hatten die Wissenschaftler die konkreten Kosten des Klimawandels für Deutschland bis auf die Bundeslandebene genau ermittelt. Den Berechnungen zugrunde lag eine Entwicklung nach dem IPCC-Szenario A1b, das weltweit gesehen eine wachsende Bevölkerung und Wirtschaftsentwicklung, eine Zunahme des technologischen Fortschritts und der Globalisierung annimmt. Die Treibhausgasemissionen liegen dabei verglichen mit anderen Szenarien eher im höheren Bereich.
Das Ergebnis: In den kommenden 50 Jahren kommen volkswirtschaftliche Kosten von insgesamt bis zu 800 Milliarden Euro auf Deutschland zu. Einbußen in Land- und Forstwirtschaft, Kosten durch Hochwasser, Überschwemmungen oder Stürme sowie Energieausfälle durch mangelndes Kühlwasser im Sommer werden damit richtig teuer. Allerdings ist die Last nicht gleichmäßig auf die Bundesländer verteilt, da auch die Klimafolgen sich jeweils regional unterschiedlich auswirken. Je nach Wirtschaftsleistung bedeutet dies für die Länder eine mehr oder weniger hohe Belastung. Für die ohnehin ärmeren Bundesländer schlägt der Anteil der zusätzlichen Kosten deutlich stärker zu Buche als für die wohlhabenderen Länder.
Ärmere Bundesländer stärker betroffen
Zwar müssen bevölkerungsreiche und wirtschaftsstarke Bundesländer wie Baden-Württemberg mit 129 Milliarden Euro, Bayern mit 113 Milliarden Euro und Nordrhein-Westfalen mit 75 Milliarden Euro in absoluten Zahlen die höchsten Folgekosten tragen. Aber sie können die Kosten aufgrund ihrer realtiv guten wirtschaftlichen Situation besser kompensieren als andere: „Ökonomische Schäden werden in allen Bundesländern zunehmen. Die Belastung ist jedoch sehr ungleich verteilt“, erklärte die Energieexpertin des DIW Berlin, Professor Claudia Kemfert. „Gemessen an ihrer Wirtschaftskraft sind wirtschaftsschwache und kleinere Bundesländer ungefähr fünfmal so stark betroffen.“
Spitzenreiter unter den Leidtragenden sind dabei Sachsen-Anhalt, gefolgt von Rheinland-Pfalz und Thüringen. Bei diesen Bundesländern zehren die Kosten mehr als zwei Prozent der jeweiligen Wirtschaftskraft auf. Deutlich geringer sind hingegen die Werte für Baden-Württemberg mit rund 1,2 Prozent der Wirtschaftskraft oder Nordrhein-Westfalen mit gerade mal 0,5 Prozent.
Diese Kosten sind aber zumindest in Teilen möglicherweise noch vermeidbar. Denn schnelles Handeln im Klimaschutz könnte die Kosten senken – zumindest langfristig und global gesehen. Das jedenfalls ist das Ergebnis gleich mehrerer Studien, darunter auch von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Sie ermittelten, dass weltweit rund ein Prozent der Wirtschaftsleistung in Klimaschutz investiert werden müsste, um später drastischere Einbußen von bis zu 20 Prozent durch Klimafolgen zu vermeiden.
Stand: 26.09.2008