Tiroler Speck muss nicht zwingend aus Tirol stammen. Auch die Zutaten für italienischen Mozzarella liefern nicht unbedingt einheimische Kühe. Der Speck stammt zum Beispiel aus Holland, wird nach Tirol transportiert, dort alpenländisch veredelt und wieder auf die Rückreise geschickt.
Auch die in Apullien zu Mozzarella umgewandelte Milch gaben holländische oder andere nordeuropäische Kühe ab. Rinder aus Deutschland werden zur billigeren Schlachtung nach Neapel gebracht und wieder in die Herkunftsländer exportiert. Weitere Beispiele unsinniger Transporte könnten an dieser Stelle noch beliebig weitergeführt werden. Und das alles kreuz und quer über die Alpen, Europas größter Erhebung.
Die Alpen sind längst Haupttransitraum des europäischen Binnenverkehrs geworden. Laut Schätzungen der Internationalen Alpenschutz-Kommission CIPRA wurden 1996 138 Millionen Tonnen Güter über die Alpen verfrachtet. Davon über 60 Prozent auf der Straße, transportiert von 7,4 Millionen LKW. Dabei konzentriert sich der LKW-Transitverkehr zu 70 % auf drei Routen: die Inntal- und Brennerautobahn, die Mont-Blanc-Route und der St. Gotthardpass. Nach dem Brand im Mount-Blanc-Tunnel im März 1999 hat die Mount Censis-Tunnel den meisten Verkehr übernommen.
Die Hauptlast des Transitverkehrs trägt dabei Österreich – über drei Millionen LKW passieren jährlich die Republik. Während über die französischen Alpen weniger als ein Drittel und über die Schweizer gar nur ein Sechstel der Güterfracht transportiert werden, muss Österreich weit über die Hälfte des alpenquerenden Gütertransits auf sich nehmen. Zum Großteil liegt dies an der restriktiven Verkehrspolitik der Schweiz. Die Eidgenossen haben das zulässige LKW-Gewicht für Straßen von den sonst 44 Tonnen auf 28 Tonnen reduziert und eine hohe Schwerverkehrsabgabe erhoben. Zudem herrscht ein generelles Nacht- und Sonntagsfahrverbot.