Regionen

Existenz an seidenem Faden

Eine Insel „kämpft“ ums Überleben

Surtsey am 16. November 1963 © Sólarfilma / Surtsey Research Society

63 Grad 30 Minuten nördlicher Breite, 20 Grad 62 Minuten westlicher Länge. Hier in der Region, wo die neue Vulkaninsel Surtsey liegt, ist es meist recht ungemütlich. 240 Tage im Jahr gibt es Niederschlag, fast genauso häufig herrschen heftige Stürme, die Jahresmitteltemperatur beträgt gerade mal 5,5 °C. Ideale Bedingungen für die Erosion des frisch entstandenen Landes durch Wind, Wellen und Regen.

Diese Gefahr sieht auch der isländische Geowissenschaftler Sigurdur Thorarinsson vom Science Institute der University of Island, der unmittelbar nach dem Auftauchen der neuen Vulkaninsel über das Geschehen informiert worden ist. Sogleich nimmt er Surtsey vom Flugzeug aus unter die Lupe und informiert sich über die Entwicklung vor Ort. Was ihm Sorgen macht ist, dass die Insel nicht durch kontinuierliche Lavaströme immer weiter emporwächst, sondern vor allem von so genanntem Tephra gespeist wird.

Dieses bunte Gemisch aus Fragmenten von vulkanischem Gestein entsteht beispielsweise dann, wenn aus dem Erdinneren emporsteigendes Magma mit Wasser – in diesem Fall den eiskalten Fluten des Nordatlantiks – in Kontakt kommt. Das in die Eruptionsöffnung eindringende Meerwasser kühlt das kochendheiße Magma schlagartig ab und verwandelt es dabei in vulkanisches Lockermaterial mit unterschiedlicher Größe.

Bei den folgenden so genannten phreatomagmatischen Eruptionen werden dann die Aschepartikel, Kristalle, leichter Bimsstein aber auch meterdicke Gesteinsblöcke explosionsartig nach oben in die Atmosphäre geschleudert und fallen anschließend auf die Erd- oder Wasseroberfläche nieder. Je größer die Entfernung zum Vulkan desto feinkörniger und dünner werden die Tephraablagerungen.

Schnelle Erosion durch Wind und Wellen?

Thorarinsson fürchtet, dass dieses fragile, unverdichtete Material, aus dem Surtsey besteht, durch Wind, Wellen und Regen schnell wieder abgetragen wird. Schon innerhalb von wenigen Tagen könnte die Insel dann wieder in den Fluten versinken. Ein Schicksal, das schon vielen kurzfristig durch Vulkanausbrüche entstandenen Flecken Land in der Region widerfahren ist.

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Aber Surtsey bleibt davon zunächst verschont. Denn die explosiven Eruptionen sind beständig und halten wochenlang an. Teilweise reichen die Aschesäulen bis zu zwölf Kilometer in die Atmosphäre hinauf. Sie liefern mehr Nachschub an Tephra als durch die sofort einsetzende Erosion wieder verschwindet. Die Insel wächst deshalb kontinuierlich und ist schon Ende November 1963 rund 1.000 mal 650 Meter groß. Rund zwei Monate später hat der Vulkan mit seinen zwei markanten Hauptkratern sogar bereits eine Höhe von 174 Metern erreicht.

Doch trotz dieser beträchtlichen Ausmaße ist der Bestand von Surtsey noch immer nicht gesichert. Denn um vor der Kraft der Stürme und der Brandungserosion einigermaßen sicher zu sein, fehlt ein schützender „Panzer“, der das Abtragen von Tephra und damit das Schrumpfen der Insel verhindert.

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Stand: 19.01.2007

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Surtsey
Vom Feuerberg zum Lebensraum

Geboren durch Feuer
Wie Surtsey entstand…

Existenz an seidenem Faden
Eine Insel „kämpft“ ums Überleben

Lava statt Asche
Surtsey erhält einen schützenden Panzer

Lava als Lebensraum
Die Natur erobert Surtsey

Pioniere voran…
Leben wie aus dem Nichts

Vögel als Transportvehikel
Wie die Pflanzen übers Meer kamen

Vögel, Fliegen und noch viel mehr
Eine bunte Vielfalt an Tieren bevölkert Surtsey

Und sie schrumpft doch…
Surtseys düstere Zukunft

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