Die Bewohner der eurasischen Bronzezeit-Städte waren offenbar auch schon geschickte Metallurgen und Schmiede. Funde von Schlacken und Gussresten belegen, dass sie vor allem Kupfer verarbeiteten. Das ist nur folgerichtig, denn der Ural und sein Vorland haben reiche Erzvorkommen und sind daher noch heute eine der mineralogisch reichsten Regionen Eurasiens. Schon in der Bronzezeit spielten hier die Kupfererze eine herausragende Rolle.
Meist Kupfer, kaum Bronze
Am bekanntesten sind die umfangreichen Kupferbergbaue aus der späten Bronzezeit am Südende des Urals in Kargaly oder im östlichen Ural-Vorland in Vorovskaja Jama. So ist es nur konsequent, dass sich beispielsweise in der Siedlung Kamennyj Ambar, dem derzeitigen Zentrum der deutsch-russischen Forschungen, zahlreiche Funde von Kupfererzen, Schlacken sowie bislang 93 Kupferartefakte fanden.
Erste geochemische Analysen an 39 Kupferobjekten haben ergeben, dass sie überwiegend aus reinem Kupfer bestanden. Ein kleinerer Anteil enthielt Beimengungen von Arsen, und nur wenige Artefakte enthielten Zinnanteile von bis zu 3,5 Prozent. Diese Metallanalysen helfen nicht nur dabei, über die eigentliche Qualität des Herstellungsprozesses und damit über das technische Niveau der vorgeschichtlichen Gesellschaften weiterführende Aussagen zu treffen. Sie können im Idealfall dazu dienen, die Herkunftsorte der Rohstoffe zu ermitteln, wodurch Aussagen über Transport- und Handelsverbindungen in der damaligen Zeit möglich werden.
Techniktransfer der bronzezeitlichen Art
Die Forschungen zeigen, dass sich viele Innovationen der euraischen Steppenstädte sogat rbis nach China ausbreiteten. So lassen sich Neuerungen der Metallurgie, wie ein komplexer Guss in zweischaligen Gussformen, über den eurasischen Steppenraum bis in die chinesische Bronzezeit weiterverfolgen. Durch die Weiten der Steppe gelangten auch die neuen Formen der Pferdeschirrung nach Westen bis zur Unteren Donau.
Nach Osten breiteten sich die Technik der leichten Streitwagen mit Speichenrädern und das Knowhow der Kupferverarbeitung bis nach Westchina aus, wo sie aufgenommen und weiterentwickelt wurden.Unser deutsch-russisches Forschungsteam hat das Fenster in ein bislang wenig bekanntes Kapitel der russischen Geschichte aufgestoßen und damit schon jetzt in der internationalen Wissenschaft großes Aufsehen erregt.
Deutsch-russische Koproduktion
Mindestens ebenso wichtig ist es aber, dass es uns durch eine auf uneingeschränkter Kollegialität beruhende Kooperation gelungen ist, im gesamten Forschungsteam gegenseitiges Verständnis für die jeweils andere Kultur hervorzurufen. Eingedenk der bewegten deutsch-russischen Geschichte ist dies ein immens wichtiger Lernprozess, der für alle Beteiligten weit mehr als einen rein wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn im Bereich der Altertumswissenschaften bedeutet. Auch dies zeichnet archäologische Forschungen in fernen Ländern aus.
Das deutsch-russische Forschungsprojekt wird gefördert durch
die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Russische
Stiftung für Geistes- und Sozialwissenschaften in Moskau
(RGNF) , Prof. Dr. h. c. Reinhold Würth, Vorsitzender des
Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe, Künzelsau, die
Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts
in Berlin und das Generalkonsulat der Bundesrepublik
Deutschland in Ekaterinburg.
Rüdiger Krause, Jochen Fornasier /Forschung Frankfurt
Stand: 18.05.2012