Wer die Wesen der Dunkelheit im arktischen Meer beobachten will, ohne sie zu stören, hat ein Problem: Licht. Denn um etwas zu sehen, müsste man das Wasser um sich herum oder unter dem Schiff eigentlich erhellen. Sonst zeigen Kameras nur tiefe dunkle Schwärze.
Technischer Erfindergeist ist gefragt
Aber genau das geht natürlich nicht, wie Geir Johnsen vom Marine Night Projekt erklärt: „Wer die Dunkelheit erforschen will, darf natürlich kein Licht benutzen.“ Denn Scheinwerfer und anderes künstliches Licht verändern das Verhalten der Tiere und machen es damit quasi unmöglich herauszufinden, wie sich die Organismen des Polarmeeres im Dauerdunkel verhalten.
Johnsen und seine Kollegen führen seit 2010 jedes Jahr im Januar eine Schiffs-Expedition in die dunklen Gewässer vor Spitzbergen durch, um trotz aller Schwierigkeiten genau das zu tun. Für sie heißt es daher, erfinderisch zu sein. „Man muss Möglichkeiten finden, um mit Hilfe von Robotern und anderen Instrumenten zu navigieren, Dinge zu messen und sich zu bewegen“, erklärt Johnsen.
Autonomes Kayak mit Plankton-Sensor
Johnsen beispielsweise hat gemeinsam mit Kollegen ein autonomes Kayak konstruiert – ein kleines wendiges Gefährt, das selbstständig auch weiter entfernt vom Mutterschiff Messungen durchführen kann. Im Januar dieses Jahres nutzen die Forscher dieses von einem kleinen Elektromotor angetriebene Boot, um ein Lichtmessgerät aufs Meer hinaus zu steuern, um zu ermitteln, wie viel diffuses Licht der Nachthimmel in der Polarnacht noch abstrahlt.
„Wir hatten einen Lichtsensor direkt auf den Himmel gerichtet, während unter dem Kayak gleichzeitig ein akustischer Plankton-Profiler arbeitete“, erzählt Johnsen. Dieses Gerät funktioniert wie eine Art Sonar und kann über die Schallwellen-Reflektionen der winzigen Unterwasserlebewesen orten, wo sie sich befinden und wie dicht die Planktonschicht unter ihm ist.
Nadja Podbregar / Quelle: gemini.no
Stand: 03.06.2016