In Deutschland war der Europäische Nerz lange ausgestorben. Letzte Populationen hatte es in den Einzugsgebieten der Flüsse Leine und Aller gegeben, unweit des Steinhuder Meeres. 1925 war das letzte Tier im Allertal gefangen worden. Der langsame Artentod des Wildnerzes in Deutschland hatte schon im 17. und 18. Jahrhundert begonnen, als große Wälder gerodet und Feuchtgebiete trockengelegt wurden.
Dezimiert und verdrängt
Die weiteren Ursachen für das Verschwinden von Mustela lutreola waren seine Bejagung, die Begradigung von Flüssen und Bächen, Gewässerverschmutzung, der Bau von Wasserkraftwerken und der Niedergang ihrer Leibspeise, der europäischen Flusskrebsbestände, durch die „Krebspest“, eine hochinfektiöse Pilzerkrankung, ab 1895.
Nicht zu vergessen die Konkurrenz durch Iltis, Fischotter und den Amerikanischen Nerz. Der auch Mink genannte US-Nerz ist größer und aggressiver ist als sein kleiner europäischer Verwandter und verdrängt ihn aus seinen Revieren. Wo der Mink auftaucht, flieht der Wildnerz in Nebengewässer. Und da droht ihm der Hungertod.
Ausgestorben?
In den 1970er-Jahren war bereits spekuliert worden, ob der Europäische Nerz, der einst Sumpf- oder Krebsotter genannt wurde, insgesamt ausgestorben ist. „Die europäische Art M. lutreola ist heute wohl völlig ausgerottet“, hieß es noch 1973 in einer Neuausgabe von „Brehms Tierleben“. Da hatten die Autoren nicht gen Osten hinter den „Eisernen Vorhang“ geschaut.