Sie tauchen scheinbar aus dem Nichts auf, folgen nicht den gewohnten Bahnen der Planeten oder bekannten Sterne und verschwinden ebenso plötzlich wieder, wie sie gekommen sind: Kometen gehören bis heute zu den rätselhaftesten und am wenigsten erforschten Himmelskörpern des Weltalls.
Schon Aristoteles ordnete die für ihn unberechenbaren, chaotischen Schweifsterne nicht dem geordneten „Kosmos“ zu, sondern deutete sie als Ausdünstungen von Sümpfen, als böses Omen. Und auch später galt die Erscheinung eines Kometen am Nachthimmel meist als Bote von Unheil und Schrecken. Ihr negativer Einfluss, so glaubte man, ließ Könige vom Thron stürzen, ganze Reiche zusammenbrechen und löste Hungersnöte und verheerende Seuchen aus.
So schien beispielsweise im Jahr 1066 das Auftauchen des Halleyschen Kometen schon im Vorhinein die dramatische Niederlage der englischen Armeen in der Schlacht um Hastings anzukündigen. Diese zeitliche Koinzidenz ist auch im Teppich von Bayeux festgehalten, einer Webarbeit, die den Ablauf der Schlacht und den Sieg der Normannen dokumentiert. Sie gilt als eines der ersten bildhaften Zeugnisse eines Kometen.
Doch Faszination und abergläubische Furcht sind keineswegs eine Domaine der fernen, „unaufgeklärten“ Vergangenheit. Auch im Zeitalter der Teleskope und der modernen Astronomie scheint die Dualität aus Faszination und Schrecken ungebrochen: 1910 machten Scharlatane ein Riesengeschäft mit dubiosen Heilmitteln gegen ein „Kometenfieber“, das angeblich grassieren sollte, wenn die Erde den giftigen Gasschweif von Halleys Komet passierte. Und 1997 hatte das Auftauchen des Kometen Hale-Bopp tragische Folgen, als Anhänger der Sekte Heaven’s Gate dies zum Anlass für einen Massenselbstmord nahmen.