Heute ist der Muskauer Faltenbogen vor allem ein Land der Seen. Allein 300 bis 400 Seen gibt es im Gebiet und viele von ihnen fallen durch ihre erstaunlich intensive Farbe auf: „So viele Nuancen von rostrot und rostbraun, gelb, grün und blau gibt es nirgendwo sonst“, erklärt die Geopark-Geografin Nancy Sauer. Diese ungewöhnliche Färbung verdanken die Seen dem mineralienreichen Untergrund und dem unterschiedlichen Säuregrad des Wassers.
Die bunten Seen
Weil viele dieser Seen in alten Bergbaugruben liegen, haben sich hier Mineralien im Wasser gelöst, die es teilweise sehr sauer machen, die ihm aber auch eine charakteristische Farbe verleihen. Besonders eindrucksvoll lässt sich dieses Phänomen an den „Vier bunten Seen“ bestaunen, rund acht Kilometer nordwestlich von Bad Muskau. In ehemaligen Braunkohlegruben liegen hier dicht beieinander vier lange, schmale Seen, deren Wasserfarbe von fast schwarz über rotbraun und blau bis türkis reicht.
Die schwarze Farbe entsteht dabei durch das extrem klare Wasser, durch das eine dunkle Schicht aus verrottetem Lauf am Seegrund schimmert. Das auffallende Rotbraun wird durch gelöste Eisenverbindungen im Wasser hervorgerufen, während spezielle Bakterien und Algen für die leuchtend grüne Färbung verantwortlich sind.
Versunkene Wälder
Ebenfalls ungewöhnlich: In einigen Seen des Muskauer Faltenbogens lassen sich seltsame schwarze Stiele im Wasser erkennen, einige ragen sogar aus dem Wasser hinaus, wie in der ehemaligen Grube Julius bei Wolfshain oder der alten Grube Babina bei Leknica. „Baumstümpfe, die wie Mikadostäbe aus dem Wasser ragen, lassen die Szenerie beinah bizarr wirken. Der Anblick ist faszinierend und zugleich ein wenig unheimlich“, beschreibt Sauer das Phänomen.
Diese versunkenen Wälder an markieren Stellen, an denen früher eine unterirdische Braunkohlegrube lag. Die Arbeiter trieben dafür mit Holz abgestützte Gänge bis in die kohlenhaltigen Flöze hinein. War eine Stelle erschöpft, entfernten sie die Stützen und der Gang brach ein. An der Oberfläche sackte dadurch die Erde nach und es entstanden Senken, die sich nach und nach mit Wasser füllten. Für den an dieser Stelle wachsenden Wald bedeutete dies das Ende. Denn die Bäume konnten in dem sauren, mit Metallen und Mineralien angereicherten Wasser nicht überleben.
Heute sind von den versunkenen Bäumen nur noch ihre kahlen, in die Höhe ragenden Stämme erhalten. Sehr eindrucksvoll ist ein solcher versunkener Wald am geotouristischen Pfad „Alte Grube Babina“ bei Leknica in Polen zu sehen. Hier ragen in gleich mehreren Seen Baumreste in die Höhe. Einer dieser Seen ist intensiv rotgefärbt, sein Wasser hat den Säuregrad von Cola und wirkt auch ähnlich zersetzend, ein hoher Eisengehalt verleiht ihm seine rote Farbe.