Die wohl aggressivste Tourismusform auf Mallorca und zugleich die einzige, die noch immer völlig ohne Planung verläuft, ist der so genannte Residenzialtourismus, gekennzeichnet durch den Bau von Ferienwohnsitzen. Allein marktwirtschaftliche Gesetze von Angebot und Nachfrage bestimmen seine Entwicklung und bedingen eine dramatische Zunahme an Zweitresidenzen mit einem entsprechenden Verbrauch von Landschaft, Boden und Wasser. Sowohl Ökologie als auch Landschafts- und Naturschutz haben hier das Nachsehen.
Eine im Jahr 2001 durchgeführte Volkszählung ergab, dass die Anzahl der Zweitwohnsitze in einigen Gemeinden Mallorcas bereits die Zahl der Hauptwohnsitze übersteigt. Verständlicherweise wächst in der einheimischen Bevölkerung sicht- und hörbar die Ablehnung gegen den „Ausverkauf Mallorcas“ und gegen eine weitere kulturelle Überfremdung ihrer Gemeinden.
20.000 Ferienhäuser in 14 Jahren
Ein repräsentatives Beispiel für die Folgen des Residenzialtourismus ist die Gemeinde Calvia im Südwesten der Insel. Hier treffen gleich alle drei Formen des Qualitätstourismus aufeinander, denn auch Golfplätze und Häfen wurden hier erreichtet. Der gravierende Landschaftswandel nahm etwa 1990 mit der Anlage des ersten Golfplatzes und dem Ausbau von Zweitwohnsitzen seinen Anfang. Bis 2004 entstanden in der Gemeinde Calvia fünf der insgesamt 18 Golfplätze Mallorcas und über 20.000 Zweitwohnsitze.
Artenschwund und Verarmung der Landschaft
Bemerkbar macht sich der Landschaftsverbrauch unter anderem im Verlust von typischen Elementen und Biotopen des klassischen mallorquinischen Landschaftsbildes. Kiefernwälder, Garrigue (Strauchheiden), Macchie (Gebüschformationen) und traditionelle Oliven- und Mandelhaine die natürlichen Steilküsten mussten bebauten Flächen oder urbanen, „gezähmten“ Freiflächen weichen. Die Erholungsfunktion der Landschaft sowie der Lebensraum, den sie für Flora und Fauna bietet, sind in allen vom Residenzialtourismus geprägten Arealen der Insel nachweislich drastisch zurückgegangen. Dadurch sinkt auch die Artenvielfalt der Insel und die Roten Listen der gefährdeten und vom Verlust bedrohten Biotope, Tier- und Pflanzenarten wachsen sprunghaft an.
Stand: 13.07.2007