Es gibt noch eine Gruppe von herausragenden Forscherpersönlichkeiten, die einen Nobelpreis verdient hätten und ihn trotzdem oft nicht bekamen: Frauen. Denn gerade in der Anfangszeit der Nobelpreisgeschichte gab es nur wenige Wissenschaftlerinnen und diese mussten sich oft damit begnügen, männlichen Forschern zuzuarbeiten. Eine akademische Karriere oder gar ein leitender Posten an einem Institut blieb vielen von ihnen verwehrt.

Lise Meitner und die Kernspaltung
Eines der bekanntesten Beispiele für beim Nobelpreis übergangene Frauen ist Lise Meitner. Die 1878 geborene Physikerin und Schülerin von Ludwig Boltzmann erkannte als erste, welche Prozesse hinter der Kernspaltung von Atomen steckte und lieferte ihrem Kollegen Otto Hahn entscheidende Informationen. 1926 wurde Meitner zwar in Berlin zur ersten Physikprofessorin Deutschlands ernannt, doch 1933 endet ihre Laufbahn abrupt: Weil Jüdin war, verlor sie ihren Posten und musste fliehen.
Doch auch im schwedischen Exil arbeite sie weiter und blieb mit Hahn in Verbindung. Im Dezember 1938 berichtete ihr dieser über das überraschende Ergebnis eines Experiments mit Uran: Statt ein neues schwereres Element zu bilden, ließen sich nur kleinere Atomkerne nachweisen. „Vielleicht kannst Du irgendeine fantastische Erklärung vorschlagen. Wir wissen dabei selbst, dass es eigentlich nicht in Barium zerplatzen kann“, schrieb Hahn. Daraufhin suchten Meitner und ihr Neffe Otto Frisch nach einer theoretischen Erklärung – und fanden sie: Der Beschuss mit Neutronen musste das Uran-Atom gespalten haben.
Damit war klar, dass eine Kernspaltung möglich ist und wie sie ausgelöst werden kann. Für die Entdeckung und den radiochemischen Nachweis der Kernspaltung bekam Otto Hahn 1944 den Chemie- Nobelpreis. Lise Meitner und Otto Frisch aber gingen leer aus. „Aus heutiger Sicht ist das nicht mehr nachvollziehbar“, kommentiert Dieter Meschede, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG). Doch als Frau, Jüdin und noch dazu aus Deutschland Vertriebene hatte Meitner zur damaligen Zeit beim Nobelpreiskomitee schlechte Karten.