Im 18. Jahrhundert konzentrierte sich die Suche nach einer „Theorie der Erde“ vor allem auf die Frage nach den Entstehungsmechanismen der beobachteten Landschaftsformen und Phänomene. Gelehrte und Forscher teilten sich dabei in zwei Lager. Die einen sahen in der Kraft des Wassers und der Meere den ausschlaggebenden Faktor für geologische Veränderungen, während andere eher das Feuer, die Hitze des Erdinneren, favorisierten.
Die formende Wirkung des Wassers – als Regen, in den Flüssen und Weltmeeren – war leicht zu erkennen. Aber auch die Macht des Feuers, in Form von Vulkanen, galt vor allem für die Bewohner des Mittelmeerraums als ein wichtiger Verursacher dramatischer Umwälzungen. Doch welche der beiden Kräfte spielte bei der Gestaltung der Erde die Hauptrolle? Oder hatten doch beide die selbe Bedeutung?
Die Erde als abgekühlter Stern
Einer der Wissenschaftler, die zwar den feurigen Ursprung der Erde in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellten, aber auch dem Wasser breiten Raum gaben, war der deutsche Universalgelehrte Gottfried Willhelm Leibniz. 1749 veröffentlichte er seine Theorie unter dem Titel „Progaea“. Ähnlich wie Descartes nahm auch er an, dass die Erde aus einem Stern entstanden sei und sich abgekühlt habe. Teile der Erdkruste seien dabei eingestürzt und die Meere bildeten sich.
Nach seinen Vorstellungen sollte die Wirkung des Wassers das ursprüngliche Material weiter aufgebrochen und verändert haben, Fossilien in Gesteinen erklärte er mit sintflutartigen Ereignissen. Mit dieser Theorie war Leibniz gleichzeitig auch der Erste, der zwischen Gesteinen, die auf die Entstehung der Erde zurückgingen, und Sekundärgesteinen, die erst durch Verwitterung und Erosion dieses Urgesteins entstanden, unterschied.
Einer der führenden strengen „Feuer-Theoretiker“ war der schottische Geschäftsmann und Naturwissenschaftler James Hutton. Er interessierte sich in erster Linie für die Hitze des Erdinneren und ihre Auswirkungen auf die Veränderungen der Erde. Er erklärte 1749 die Entstehung von Vulkanen und Gebirgen mit einer Ausdehnung des geschmolzenen inneren Erdmaterials. Bräche das geschmolzene Material dabei durch die darüberliegende Erdkruste, entstünden dort Vulkane, hebe es die Kruste nur in die Höhe, seien Gebirgszüge die Folge. Im Gegensatz zu Leibniz war Hutton davon überzeugt, das kein an der Erdoberfläche gefundenes Gestein echtes „Urgestein“ sein könne, da Aufstiegs- und Erosionsprozesse die Erdoberfläche fortwährend veränderten.
Sedimentberge und Hohlräume unter der Kruste
Zeitgleich mit Leibniz und Hutton beschäftigte sich auch ein französischer Naturforscher, der Comte de Buffon, mit der Frage nach den Ursachen der Geologie. Auch er ging von einer sich langsam abkühlenden Erde und großen Hohlräumen in der Erdkruste aus, gehörte jedoch eher zu den „Wasser-Theoretikern“. Er sah in Meeresströmungen „unter dem Meer“ die ausschlaggebende Ursache für die Veränderungen der Landmassen. Unter dem Einfluss der Erdrotation und der Strömungen würden sich, so glaubte Buffon, am Meeresboden die Sedimente zu gewaltigen Gebirgszügen auftürmen. Diese Gebirge traten an die Oberfläche und wurden zu Festland, wenn Wassermassen in die großen, ab und zu einstürzenden Hohlräume der Erdkruste eindrangen und der Meeresspiegel dadurch absank.
Als einer der ersten beschrieb Buffon auch die Ähnlichkeiten zwischen den urzeitlichen Tieren Nordamerikas und Eurasiens und schloss daraus auf frühere Landverbindungen zwischen beiden Kontinenten. Er glaubte, dass in einem der letzten katastrophalen Großereignisse der Erdgeschichte diese Landbrücke über den Atlantik eingestürzt und abgesunken sei. Die Idee einer solchen Landbrücke als Erklärung für biogeographische Besonderheiten sollte sich noch bis weit in das 20. Jahrhundert halten.