Viele der Indizien, die als Spuren eines Meteoriteneinschlags interpretiert werden, könnten auch Hinweise auf eine ganz andere, sehr viel irdischere Katastrophe sein. Nach Ansicht einiger Paläontologen war nicht ein Impakt, sondern eine Phase gewaltiger Vulkanausbrüche der Auslöser für einige der großen Massenaussterben.
Dekkan-Trapps unter Verdacht
Schon Ende der 1970er Jahre untersuchten Peter Vogt und Dewey McLean die Dekkan-Trapps-Region in Westindien. Hier erstreckt sich noch heute eine teilweise bis zu 150 Meter mächtige Lavaschicht über Zehntausende von Quadratkilometern. Ursprünglich erreichte die Lavadecke sogar eine Dicke von 2,4 Kilometern und bedeckte den halben indischen Subkontinent.
Datierungen zeigen, dass die Ausbrüche der Dekkan-Trapps sich über eine bis mehrere Millionen Jahre hinweg erstreckten. Mindestens 29 verschiedene Lavaströme konnten Geologen anhand der Basaltschichten identifizieren. Sie ereigneten sich in einer Zeitperiode, die ungefähr 65 Millionen Jahre zurückliegt – und damit mit dem Massenaussterben zum Ende der Kreidezeit gut übereinstimmt.
Doch wie passten diese vulkanischen Aktivitäten mit den anderen Befunden in der K-T-Grenzschicht zusammen? Immerhin wies doch die Iridiumanomalie und die Präsenz von geschockten Mineralien eindeutig auf außerirdischen Einfluss hin – oder etwa nicht?
Eine mögliche Antwort fanden Geologen von der Universität von Maryland im Jahr 1983: Sie entdeckten in den Lavaschichten des Vulkans Kilauea auf Hawaii erhöhte Konzentrationen von Iridium. Offensichtlich konnte auch intensive vulkanische Aktivität das seltene Element aus den Tiefen des Erdmantels an die Oberfläche befördern.
Die Impakt-Theorie gerät ins Wanken
Wenig später wurde auch am Vulkan Piton de la Fournaise auf der Insel Réunion und sogar in Eisbohrkernen aus der Antarktis Iridium nachgewiesen – ein schwerer Schlag für die Vertreter der Impakt-Theorie, war damit doch ihr wichtigstes Argument für einen Meteoriteneinschlag plötzlich entkräftet.
Und es kam noch heftiger: Charles Officer und Charles Drake vom amerikanischen Dartmouth College nahmen sich angesichts dieser neuen Entwicklungen die bisher gesammelten Sedimente der Grenzschicht noch einmal vor und stellten fest, dass die Iridiumwerte innerhalb der Grenzschicht nicht sprunghaft anstiegen, wie nach einen plötzlichen Meteoriteneinschlag zu erwarten, sondern sich allmählich erhöhten.
Wenig später entdeckte ein Forscherteam von der Universität Berkeley in einem Bohrkern aus dem Pazifik neben der Hauptiridiumschicht noch einen zweiten Spitzenwert – Ergebnisse, die gut mit einer Phase heftiger, sich steigernder Vulkanausbrüche zusammenpassten, wie sie für die Dekkan-Trapps angenommen werden. Andererseits wäre aber auch ein zweiter, schwächerer Meteoriteneinschlag als Erklärung möglich…
Weitere Indizien?
Zusätzliche Nahrung erhielt die Vulkanismus-Theorie durch den Nachweis von weiteren, für Vulkanausbrüche typischen Elementen wie Antimon und Arsen in der Grenzschicht. Auch die vermeintlich eindeutigen Indizien der geschockten Quarzkörner gerieten durch die Entdeckung von ähnlichen Quarzkristallen in der Auswurfmasse des Vulkans Toba auf Sumatra erneut in die Diskussion. Zwar waren die durch Stoßwellen erzeugten Mikrobrüche bei diesen geschockten Quarzen nicht so komplex und stark ausgeprägt wie bei typischen Impaktquarzen, doch war damit nicht mehr ausgeschlossen, dass diese nicht doch bei besonders heftigen Eruptionen hätten entstehen können.
Inzwischen hat man ähnliche Vulkanfelder wie die Dekkan-Trapps auch in Sibirien entdeckt. Diese sibirischen Trapps waren vermutlich vor rund 250 Millionen Jahren aktiv – zeitgleich mit dem größten Massenaussterben der Erdgeschichte am Ende des Perm…
Doch hätten solche Ausbrüche tatsächlich ein globales Inferno auslösen können?
Nadja Podbregar
Stand: 21.02.2002