„Die Entwicklung des Universums lässt sich mit einem Feuerwerk vergleichen, das gerade vorüber ist: Es bleiben einige rote Schleier, Asche und Rauch. Wir stehen auf einem erkalteten Aschenstück, sehen das langsame Verblassen von Sonnen und versuchen, uns das Strahlen des Anfangs in Erinnerung zu rufen.“ (Georges Lemaitre)
Georges Lemaitre ist zwar Priester, aber auch Physiker. Und als solcher vertritt er durchaus die Ansicht, dass Theologie und Wissenschaft nicht vermischt werden sollten. Er sucht daher nach einer Möglichkeit, die Expansion und ihren Uranfang physikalisch zu erklären – ohne religiöse Annahmen involvieren zu müssen.
Superradioaktive Urexplosion
1931 hat er seine Vorstellung vom Urknall so weit präzisiert, dass er sie publizieren kann. Für ihn ist klar: Am Anfang des Kosmos muss ein gewaltiges Feuerwerk gestanden haben – eine Explosion, die den Urkeim des Universums quasi aussäte. Diesen Urkeim vergleicht er mit einer Art Ur-Atom, in dem die gesamte Masse des Kosmos schon enthalten war.
„Dieses extrem instabile Atom könnte sich dann durch eine Art superradioaktiven Prozess in kleinere und kleinere Atome zerteilt haben“, erklärt Lemaitre. Diese superradioaktive Urexplosion war demnach der Anfang von allem und löste auch die kosmische Expansion aus. Wenig später untermauert der Physiker sein Szenario eines kosmischen Urfeuerwerks auch mit Gleichungen, die die mathematisch-physikalische Grundlage nachliefern.
„Schönste Erklärung der Schöpfung“
Lemaitres anschauliche Beschreibung der Ereignisse macht sein Urknall-Szenario schnell populär. Nur wenige Monate später titelt das beliebte US-Magazin „Popular Science“: „Explosion eines Riesenatoms schuf unser Universum“. Und in anderen Medien macht das Szenario ebenfalls Schlagzeilen.
Bei den Physikern und Astronomen allerdings erntet der belgische Abbé zunächst keine Lorbeeren. Seine Hypothese wird größtenteils ignoriert oder als spekulativ verworfen. Einstein jedoch erkennt bereits 1933, dass an Lemaitres Theorie etwas dran sein könnte. Bei einem Vortrag des Belgiers in Pasadena steht er auf und erklärt: „Dies ist die schönste und befriedigendste Erklärung der Schöpfung, die ich je gehört habe.“
Nadja Podbregar
Stand: 01.04.2016