Fische und Amphibien besitzen im Gegensatz zu Landlebewesen das so genannte Seitenlinienorgan. Mit diesem linienförmigen Sinnesorgan, das sich bei Fischen an beiden Körperseiten entlang zieht, nehmen sie feinste Druck- und Strömungsunterschiede wahr. So gelingt es ihnen, selbst in trübem Wasser im Abstand von etwa einer Körperlänge ein sehr differenziertes Bild ihrer unmittelbaren Umgebung zu gewinnen: Wo Hindernisse sind, wo Gefahren lauern oder wo welches Beutetier zu finden ist.
Sinneshaare in winzigen Kanälen
Die Seitenlinien bestehen aus hunderten bis tausenden feiner Sinneshaare, die in winzigen Kanälen unter der Haut sitzen und auch kleine Veränderungen der Strömungsgeschwindigkeit registrieren. Der Krallenfrosch Xenopus laevis beispielsweise unterscheidet auf Grund der Schwingungen im Wasser sogar zwischen fressbaren und nicht fressbaren Insekten.
In der Feinheit der Wahrnehmung sind diese Sensoren mit dem Innenohr des Menschen vergleichbar, wo hunderttausende feine Sinneshärchen für die differenzierte Wahrnehmung von Geräuschen sorgen, vom Windsäuseln bis zur Symphonie.
Skorpione registrieren Erschütterungen
Das eigentlich Komplizierte aber ist nicht der Sensor selbst, sondern wie seine Signale weiter verarbeitet werden, so dass ein komplettes Bild der Umgebung entsteht. Denn Druckunterschiede sind weit schwieriger exakt zu orten als Lichtwellen. Das merkt der Mensch etwa daran, dass er – wenn ein Geräusch seine Aufmerksamkeit erregt – automatisch zur Geräuschquelle hinblickt, um den Ort zu bestätigen.
Skorpione dagegen finden auch in finsterer Nacht ihre Beutetiere anhand von winzigen Erschütterungen, die sich im Boden übertragen: Die Spinnentiere haben Sinneshaare an den acht Beinen, ihr Gehirn wertet geringste Laufzeitunterschiede von Sandwellen aus und bestimmt so, wo sich die Beute befindet. Mit ähnlichen Algorithmen lassen sich nach Angaben der Forscher der Technischen Universität München auch die Seitenlinienorgane von Fischen auswerten.
Technische Universität München
Stand: 23.04.2010