Bt-Mais, Antimatsch-Tomate, mehltauresistentes Getreide, Golden Rice. Angetreten war die grüne Gentechnik mit dem Traum das Welternährungsproblem durch verbesserte Nutzpflanzen in den Griff zu bekommen und so in Zukunft große Teile der Menschheit vor dem Verhungern zu retten. Was jedoch für die grünen Gentechniker der landwirtschaftliche Heilsbringer schlechthin ist, stellt für die Gegner eine Gefährdung der Natur dar – mit nicht zu kontrollierenden Auswirkungen für Mensch, Tier und Pflanze.
Trotzdem arbeiten Wissenschaftler weltweit an der Weiterentwicklung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO). Mais, Raps, Zuckerrübe, Baumwolle, Kartoffel, Tomate, Tabak, Nutzholz-Bäume – kaum eine der wichtigsten Kulturpflanzen der Erde konnte sich vor dem Zugriff der Forscher von Monsanto, Novartis oder anderen großen Konzernen retten. Herbizid- und Insekten-Resistenzen, Metabolismusveränderungen, männliche Sterilität: In der Palette der veränderten Eigenschaften gibt es mittlerweile kaum etwas, was noch nicht ausprobiert worden ist. Die gentechnisch veränderten Pflanzen werden dabei sowohl im Labor und im Freiland intensiv getestet und auf mögliche Gefahren hin untersucht.
Umweltorganisationen wie Greenpeace befürchten aber trotzdem, dass beispielsweise ein Gentransfer von manipulierten Mais- oder Rapspflanzen auf andere Lebewesen wie Bienen oder Mikroorganismen stattfinden könnte und sich die Gene so unkontrolliert weiterverbreiten.
Bereits vor einigen Jahren haben amerikanische Wissenschaftler der Cornell Universität festgestellt, dass Schmetterlinge direkt durch den Genmais-Anbau bedroht sind. Dem Maissaatgut wird ein Gift hinzugefügt, das Schädlingsbefall verhindern soll. Das so genannte Bt-Gift (Bt = Bakterium Bacillus thuringiensis) zerstört aber nicht nur Schädlinge, sondern gefährdet zur Zeit des Mais-Pollenfluges auch Schmetterlinge im Raupenstadium. Nach Informationen von Greenpeace könnten bei einem großflächigen Maisanbau auch in Europa etwa 140 Schmetterlingsarten von solch einer ökologischen Katastrophe betroffen sein.
Die Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) ist in Deutschland allerdings streng genehmigungspflichtig. Zuständige Behörde ist die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig, bei der mittlerweile mehr als 200 Anträge auf Freisetzung gentechnisch veränderte Kulturpflanzen und Mikroorganismen an fast 600 Standorten eingegangen sind – Stand Januar 2001.
Trotz aller Forschungsprojekte steckt die grüne Gentechnik in Deutschland im Vergleich zu den USA noch in den Kinderschuhen. Während in Nordamerika schon seit einigen Jahren gentechnisch veränderte Pflanzen großflächig angebaut werden, ist die Aussaat bei uns bisher fast ausschließlich im Rahmen von Test- und Beobachtungsprogrammen erlaubt. Heftige Proteste von Umweltorganisationen sorgten zuletzt im Juni 2001 dafür, dass die erste unbegrenzte Sortenzulassung von Gen-Mais in Deutschland verhindert wurde. Immerhin kam bei einer Greenpeace-Fahndung 1999 heraus, dass schon damals auch in der Bundesrepublik genmanipuliertes Maissaatgut auf mindestens 500 Hektar Fläche legal angebaut wurde.
Stand: 05.09.2001