Auch wenn Misteln nur als Halbschmarotzer gelten, leben sie auf Kosten ihrer Wirtsbäume. Dabei entnehmen sie dem Holzgewächs in der Regel nur so viele Nährstoffe, dass der Wirt damit weiterhin leben kann. „Eine Mistel schadet sich selbst, wenn sie einen Baum zu sehr schwächt, weil sie ja auf dessen Leistungsfähigkeit angewiesen ist“, erklärt die Botanikerin Christine Margraf vom Bund Naturschutz in München.
Zu viele Misteln schaden dem Baum
Jedoch kann das dauerhafte Schmarotzen sehr vieler Mistelgewächse auf einem Baum diesem enorm schaden. Immer wieder verkümmern deshalb befallene Äste und bei stärkerem Bewuchs von Misteln kann der Baum sogar vollständig absterben. Das kommt heute zum Beispiel immer häufiger auf Apfelbaumwiesen im Saarland, der Pfalz, aber auch den östlichen Bundesländern vor, schwächt die Ernte oder zerstört ganze Baumwiesen. „Besonders gefährlich wird es für Bäume, die nicht rechtzeitig und regelmäßig gepflegt werden“, erklärt Markus Rösler von dem NABU-Bundesfachausschuss Streuobst.

Zudem sind auch speziell Eichen, die auf sauren Böden mit viel Mangan wachsen, von einem zunehmenden Mistelwachstum betroffen, wie ein Forscherteam um Hartmut Ramm vom Institut HISCIA in Arlesheim herausgefunden hat. Der Grund: Zwar sorgt das Mangan bei den Eichen für ein vermehrtes Sprosswachstum. Jedoch nehmen dadurch auch die passiven Abwehrmechanismen gegen Mistelbefall wie beispielsweise die dichtere Textur verkürzter Zweige ab. Infolgedessen trifft der Halbschmarotzer in der Wirtsrinde auf weniger Widerstand und kann sich schnell ausbreiten.
Bäume werden anfälliger
Das Risiko eines extremen Mistelwachstums auf Bäumen könnte sich in Zukunft noch erhöhen – unter anderem durch den Klimawandel: Wenn es bei uns im Winter wärmer wird, bleiben mehr Zugvögel in unseren Breiten und verteilen auch über ihren Kot mehr Mistelsamen auf den Bäumen.