Welche Insekten sich auf einer Leiche einfinden und wie sie sich entwickeln, hängt auch davon ab, wo sie liegt: Wenn der Tote offen liegen bleibt, siedeln sich andere Spezies an, als wenn er tiefer im Boden vergraben wurde. Auch die zeitliche Entwicklung ist dann eine andere.

Um die Effekte des oberflächlichen oder tieferen Verscharrens zu untersuchen, hat Ersin Karapazarlioglu ein spezielles Beobachtungsgrab konstruiert. Es ist an einer Seite mit einer Plexiglasscheibe verschlossen, sodass man ins Innere sehen kann. An acht Stellen sind zudem Vorrichtungen angebracht, mit denen der Forscher Proben der Erde und der enthaltenen Organismen nehmen kann.
Ein totes Schaf als Testobjekt
In dem Grab ist seit mehreren Monaten ein Schaf vergraben, das von einem Schlachthof stammt. In der forensischen Entomologie werden Schafe und Schweine gerne als Modellorganismen genutzt, weil sie ein vergleichbares Körpergewicht wie Menschen haben und weil bei ihnen auch die Verwesungsprozesse sehr ähnlich ablaufen. Vor dem Vergraben werden die Schafe rasiert, um auch die Beschaffenheit der Haut der des Menschen anzugleichen.
„Die Idee des Beobachtungsgrabes ist, Zugang zu dem Tier zu haben, ohne den Verwesungsprozess zu stören“, erklärt Karapazarlioglu seine Konstruktion. Ein weiteres Schaf hat er zum Vergleich nicht vergraben, sondern der Verwesung und dem Befall mit Insekten an der Bodenoberfläche ausgesetzt. Alle ein bis zwei Tage nimmt Ersin Karapazarlioglu von beiden Kadavern Proben und vergleicht die Insektenzusammensetzungen. Dazu muss er die kleinen Tiere unter dem Mikroskop bestimmen – denn unterschiedliche Spezies lassen sich oft nur anhand von winzigen Details unterscheiden.