Gletscher sind keine starren Gebilde. Je nachdem, wie die Klimabedingungen sind, stoßen sie vor oder schmelzen ab. Dieses ewige Wechselspiel zwischen Wachsen und Vergehen ist die Grundlage dafür, dass sich an vielen Eisriesen Schmelzwasserseen bilden. Denn wenn die Eismassen auf dem Vormarsch sind, schürfen sie den Boden auf und schieben an der Oberfläche lagernde Gesteine und Felsbrocken vor und unter sich her. Mit der Zeit türmen sich dadurch vor der Gletscherzunge riesige bogenförmige Wälle aus Gesteinsschutt auf – die so genannten Endmoränen.
Unter oder auf dem Gletscher
Beginnt nun der Gletscher langsam abzutauen, läuft das Schmelzwasser oft in Sturzbächen die Hänge hinab und sammelt sich in vorhandenen Vertiefungen. Im Laufe der Monate und Jahre kommen dabei viele Millionen Kubikmeter Wasser zusammen und die Seen werden immer größer und tiefer.
Den Weg ins Tal versperren die natürlichen Dämme der Endmoränen. Diese sind innen manchmal noch von einer mehr oder minder dicken Eisschicht ausgekleidet, die dem Wall gegen das Wasser mehr Stabilität verleihen.
Soweit das „normale“ Szenario zur Entstehung von Gletscherseen, die aufgrund des hohen Gehalts an Mineralien und Gesteinspartikeln oft milchig-trüb gefärbt sind. „Schmelzwassertümpel“ bilden sich aber nicht nur vor sondern manchmal auch auf dem Gletscher selbst. Dann sind es meist natürliche Wände aus Eis, die die Wassermassen zurückhalten.
Erdbeben, steigende Wasserspiegel, Felsstürze
Schon die Zusammensetzung und der Aufbau der Endmoränen sorgen dafür, dass die Gletscherseen anfällig für Katastrophen sind. Denn die Dämme bestehen nicht aus einem einheitlichen und stabilen Material sondern aus locker aufgehäuftem Geröll, Schutt und Sand, durch die oft sogar kleine Mengen an Wasser sickern.
Steigt nun der Wasserspiegel im See immer weiter an, kann der Druck auf die Dämme so groß werden, dass sie nachgeben und weggeschwemmt werden. Kritisch wird es beispielsweise immer dann, wenn Teile von Gletschern oder massiven Felsen abbrechen und in den See stürzen. Dann kann wie am Dig Tsho in Nepal eine meterhohe Welle entstehen, die über den Damm schwappt oder ihn sogar zerstört.
Stand: 30.03.2007