Seit dem liebevoll gestalteten Animationsfilm „Ice age“, bei dem das Mammut „Manni“ liebevoll über eine bunt gemischte Herde aus Nagetieren, Säbelzahntigern und einem Menschenbaby wacht, erfreuen sich die Eiszeitgiganten nicht mehr nur bei Paläontologen oder Evolutionsforschern, sondern auch bei Groß und Klein enormer Beliebtheit.
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Viel ist es dennoch nicht, was die meisten Menschern über diese Tiere wissen. Vielleicht gerade noch, dass sie Stoßzähne und Rüssel besaßen, von Größe, Gewicht und Statur den heutigen Elefanten ähnelten und sich streng vegetarisch ernährten.
Dass in Europa noch vor rund 40.000 Jahren zeitweilig bis zu 20.000 Mammuts auf einer Fläche von der Größe Baden-Württembergs lebten oder dass die Tiere ein Sommer- und ein Winterfell besaßen, ist dagegen nahezu unbekannt.
Dabei haben Wissenschaftler gerade in den letzten Jahren viel Neues über die Eiszeitgiganten herausgefunden. Skelettfunde, Kadaverreste aus dem ewigen Eis und dem Permafrostboden oder Höhlenmalereien haben aus einem Puzzle von Einzelfakten mittlerweile ein detailliertes Bild der Mammuts ergeben, dass der Realität vermutlich schon ziemlich nahe kommt.
Das am besten untersuchte Mammut ist das Wollmammut, das vor rund 350.000 Jahren in Europa auftauchte. Bei ihm kennen Wissenschaftler beispielsweise viele der Anpassungen genau, die das Überleben in eisiger Kälte und unter den widrigsten Bedingungen erlaubten.
Doch alle diese Anpassungen waren keineswegs ein „Geschenk des Himmels“. Sie sind in Laufe der Evolution entstanden, nachdem die Vorfahren der Wollmammuts vor rund drei Millionen aus Afrika in kältere Gefilde eingewanderten.
„Frostschutzmittel“ sicherten Überleben
Der auf den ersten Blick wichtigste „Frostschutz“ der Tiere war das dichte, zottelige Fell. Reste davon hat man neben Knochen und Muskeln an den Mammutkadavern gefunden. Forscher wissen deshalb heute, dass die Körperhülle mit bis zu 15 Zentimeter langen und einen halben Zentimeter dicken Wollhaaren ausstaffiert war. Das dichte Fell hielt ein warmes Luftpolster am Körper fest, dass für Isolation gegen die frostigen Temperaturen sorgte.
Zusätzlich isolierte eine bis zu zehn Zentimeter dicke Fettschicht unter der Haut das Körperinnere vor den zweistelligen Minusgraden.
Talgdrüsen schützen vor Kälte und Feuchtigeit
Russische Wissenschaftler des staatlichen VECTOR Forschungszentrums für Virologie und Biotechnologie und des Zoologischen Instituts der russischen Akademie der Wissenschaften wiesen im Jahr 2004 darüberhinaus erstmals Talgdrüsen in der Haut des Wollmammuts nach. Doch warum sind gerade die Talgdrüsen so wichtig für das Überleben der Mammuts? Ganz einfach: Sie dienten zum Einfetten der Haare und sorgten so für einen undurchdringlichen Panzer vor Feuchtigkeit und Kälte.
Die Forscher aus Novosibirsk und St. Petersburg nach Yakutien hatten sich 2002 nach Yakutien aufgemacht, wo sie nahe des Muksunuoka Flusses einen Teil eines Vorderbeins und den Fuß des Hinterbeins eines Mammuts aus dem gefrorenen Boden bargen. Ein Stück Haut von etwa sechs Zentimetern Dicke wurde dabei für die gezielte Suche nach den Talgdrüsen konserviert. Und tatsächlich: In der tiefen Schicht der Dermis, fanden sich neben Haarwurzeln und kleinen Blutgefäßen auch die lange gesuchten Talgdrüsen.
Kleine Ohren – große Stoßzähne
Abstehende Körperteile kühlen aufgrund der großen Oberfläche bei Minusgraden leichter aus. Deshalb fallen beispielsweise die Schwänze von Tieren aus kalten Regionen meist kümmerlicher aus als die von verwandten Arten in wärmeren Gebieten: Diese Regel des amerikanischen Zoologen Joel Asaph Allen aus dem 19. Jahrhundert hatten auch die Mammuts bereits „verinnerlicht“. Um nicht zu viel Körperwärme sinnlos abzugeben, waren ihre Ohren viel kleiner als die der heutigen Elefanten.
Stand: 27.01.2006