Im Innern waren die Steppenstädte offensichtlich sehr funktional gegliedert, mit systematisch angeordneten Häusern: In Ol’gino in beispielsweise schlossen diese sich regelmäßig mit einer ihrer Schmalseiten an die jeweiligen Umfassungsmauern und mit ihren Längsseiten an die angrenzenden Gebäude an. Einige andere Siedlungen waren dagegen im Zentrum frei von jeder Bebauung. Die Vermutung liegt hier nahe, dass diese Freiflächen vorzugsweise als eine Art Versammlungsplatz genutzt worden sind.
Die einzelnen Wohneinheiten selbst bestanden aus Lehmmauerwerk. Sie konnten bis zu 20 Meter lang und zehn Meter breit sein und verfügten über eine je nach Nutzung unterschiedliche Raumeinteilung. In einigen Fällen finden sich beiderseits des Eingangs kleinere Ofenkonstruktionen, die an dieser Stelle sicher als eine Art Wärmebarriere fungiert haben.
Eigener Brunnen bringt Wasser direkt ins Haus
Aus archäologischer Sicht spektakulär sind die zahlreichen Brunnenschächte, die sich in allen Häusern
nachweisen ließen. Überwiegend im hinteren Teil der Häuser gelegen, können diese Schächte eine Tiefe von bis zu fünf Metern erreichen. Ihre Wände wurden dabei mit einem äußerst geschickt konstruierten Flechtwerk aus unterschiedlichen Hölzern gestützt und zugleich abgedichtet. In diesen Brunnenschächten fanden die Forscher erstmals auch zahlreiche Hölzer mit Bearbeitungsspuren.
Zu den weiteren Hinterlassenschaften menschlichen Wirkens in diesen Siedlungen gehören Keramikscherben, Geräte aus Stein und Knochen und Schmuckgegenstände. Diese Funde führen dem heutigen Betrachter die handwerklichen Fertigkeiten der Menschen vor 4.000 Jahren mit bemerkenswerter Deutlichkeit vor Augen. Sie geben zugleich Aufschluss über den Alltag einer längst verflossenen Menschheitsepoche.
Rüdiger Krause, Jochen Fornasier /Forschung Frankfurt
Stand: 18.05.2012