Parkinson ist jahrelang zunächst ein stiller Begleiter. Bemerkbar macht sich die Erkrankung erst, wenn bereits ein Großteil der Nervenzellen abgestorben ist: dann, wenn der Schaden im Gehirn schon da ist. Dabei gibt es durchaus frühe Anzeichen, die auf eine beginnende Parkinson-Krankheit hinweisen können.
„Die allerersten Symptome sind immer nicht motorischer Art, sondern betreffen Schlaf, Verdauung und Stimmung der Patienten“, sagt Jens Volkmann von der Deutschen Parkinson Gesellschaft. „Man erkennt meist nicht, dass das Vorboten einer Parkinson-Krankheit sind, weil die charakteristischen Krankheitszeichen noch fehlen.“
Ein Blick auf die Symptome reicht in dieser frühen Phase für eine sichere Diagnose nicht aus. Schließlich können hinter solchen Beschwerden vielfältige Ursachen stecken, die nichts mit Parkinson zu tun haben müssen. Doch gibt es womöglich andere Methoden, um die Erkrankung bereits dann zu erkennen, wenn sie sich noch weitestgehend unspezifisch äußert? Mit dieser Frage beschäftigen sich derzeit weltweit zahlreiche Forschungsgruppen – mit ersten Erfolgen.
Verräterische Spuren in Haut und Blut
Ein vielversprechender Ansatzpunkt ist der Nachweis von sogenannten Neurofilamenten: fadenförmige Proteine, die freigesetzt werden, wenn Hirnzellen absterben. Die verräterischen Relikte des Zellabbaus lassen sich schon Jahre vor Auftreten der motorischen Beschwerden im Hirnwasser von Betroffenen nachweisen – aber auch im Blut. Forscher haben kürzlich gezeigt, dass sie anhand eines simplen Bluttests zwischen Parkinson-Patienten und gesunden Menschen unterscheiden können.
Auch eine einfache Biopsie von Hautproben könnte sich künftig als Verfahren zur Früherkennung von Parkinson etablieren. Denn nicht nur in den Hirn-, sondern auch in den Hautnervenzellen lassen sich die für die Erkrankung typischen Alpha-Synuclein-Ablagerungen bereits frühzeitig nachweisen, wie Wissenschaftler herausgefunden haben. „Damit sind wir dem großen Ziel, Parkinson in einem frühen Stadium zu erkennen, einen wichtigen Schritt näher gekommen“, kommentiert Günther Deuschl vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel.
Hoffnung auf besseres Verständnis
Eingesetzt werden könnten solche Tests künftig vor allem bei sogenannten Risikopatienten, die zum Beispiel unter unspezifischen, aber für Parkinson charakteristischen Frühsymptomen wie einer Störung des REM-Schlafs leiden. Bei den Betroffenen ist die für den Traumschlaf typische Erschlaffung der Bewegungsmuskulatur aufgehoben, außerdem haben sie aggressive Träume. Rund drei Viertel aller Menschen, die unter dieser Form der Schlafstörung leiden, entwickeln innerhalb von 15 bis 20 Jahren eine Parkinson-Symptomatik.
Was aber nützt es dem Einzelnen heute überhaupt, wenn seine Erkrankung früh erkannt wird? Schließlich gibt es bisher kein Mittel, das das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen oder gar stoppen könnte. Wertvoll könnte eine frühe Diagnose aber für die Forschung sein. Wissenschaftler erhoffen sich durch langfristige klinische Studien mit Parkinson-Patienten in frühen Stadien, ein besseres Verständnis dieser Krankheitsphase zu erlangen – und daraus womöglich neue therapeutische Ansätze ableiten zu können.
Daniela Albat
Stand: 04.08.2017