Auch in Europa überwachen Wissenschaftler heute mithilfe modernster Technik kontinuierlich besonders gefährdete Hänge. Die Resultate verschiedener Messinstrumente, darunter Regenmesser, Dehnungssensoren, Bodenmikrofone und Sensoren für eine Porendruckmessung, sollen darüber Auskunft geben, ob sich ein Erdrutsch anbahnt oder nicht.
Oft zeigen sich in den Hängen schon vor einem solchen Ereignis langsame Bewegungen des Erdreichs oder Gesteins, die mit mechanischen oder elektronischen Dehnungs- und Neigungsmessern gemessen werden können. Einfache „Faustregeln“, ab wann die Bewegung einen kritischen Wert erreicht, gibt es allerdings nicht. So beschreibt Edmund Krauter einen Fall, bei dem sich eine Felsspalte in einer Böschung innerhalb weniger Tage um rund 150 Zentimeter weitete – eigentlich ein akutes Gefahrensignal.
Schnellstens wurde deshalb eine Umleitung für die unterhalb der Gefahrenzone vorbeiführende Straße eingerichtet. Aber die Bewegungen hörten auf, noch während die Arbeiten daran im Gange waren. Heute, zwanzig Jahre später, steht die Böschung immer noch.
Weitaus häufiger aber hat die rechtzeitige Warnung bereits viele Menschenleben gerettet. Im norditalienischen Addatal (Veltlin) ereignete sich 1987 eine verheerende Felsrutschung, die ein im Tal liegendes Dorf vollständig unter sich begrub. Dennoch kamen nur acht Dorfbewohner ums Leben. Durch die Überwachung des als rutschgefährdet eingestuften Hanges gelang es, insgesamt 30.000 Menschen rechtzeitig zu warnen und zu evakuieren. Die acht Todesopfer aber hatten die Vorhersagen der Wissenschaftler mißachtet und waren im Ort geblieben.
Noch ist aber der Weg zu einem perfekt funktionierenden Frühwarnsystem weit. Erst wenn alle grundlegenden Phänomene, die während eines Erdrutsches eine Rolle spielen endgültig bekannt sind, kann es einen besseren Schutz der Menschen in den gefährdeten Gebieten vor diesen Naturkatastrophen geben…
Stand: 23.01.2001