Mumien gab es zu allen Zeiten und in verschiedenen Religionen, sogar im Christentum wurde noch der ein oder andere Heilige mumifiziert.
Zunächst waren es „zufällige“ Mumifizierungen, die auf natürliche Art und Weise entstanden. Zum Beispiel wenn ein Leichnam in trockenem Wüstensand oder im Eis begraben lag. Die extremen Umstände führten dazu, dass der Körper austrocknete und nur „Haut und Knochen“ übrig blieben. Darauf basierend begann die gezielte Mumifizierung von Leichen, um sie für die Ewigkeit zu präparieren.
In Chile wurde eine mindestens 6.000 Jahre alte Methode entdeckt. Der Leichnam wurde mit Pflanzen und anderen Materialien ausgestopft, nachdem man die Körperhöhlen ausgenommen und gereinigt hatte. Die Haut, vor dem Ausstopfen zunächst abgenommen, wurde zur Abdeckung der Mumie verwendet. Eine Tonmaske bedeckte schließlich Kopf und Gesicht der Mumie.
Die Ägypter jedoch waren die unangefochtenen Meister der Mumifizierung. Vor 5.000 Jahren entwickelten sie ihre Techniken und ließen sie zunächst nur Pharaonen angedeihen. Bis zum Jahr 400 v.Chr. war sie allerdings zur allgemeinen Bestattungspraxis geworden.
Das ägyptische Volk war geradezu besessen vom Tod, was sich in den überdimensionalen Grabbauten – den Pyramiden – und dem ausgeprägten Totenkult niederschlug. Die Menschen glaubten an ein Leben im Jenseits, zu dem der Verstorbene aber seinen Köper brauchte. Das „Ka“, der Geist des Menschen, konnte nur mit einem unversehrten Körper im Totenreich weiterexistieren. Deshalb gaben sie sich besondere Mühe mit der Mumifizierung und perfektionierten die Technik.
Das Gehirn der Leichen entfernten die Mumifizierer mit einem gebogenen Metallhaken durch die Nase, zum Teil lösten sie es auch durch Säuren auf. Die inneren Organe wurden entnommen und in separaten Gefäßen, den Kanopen, aufbewahrt und mit der Mumie begraben. Das Herz galt als Ort des Intellekts und blieb im Körper, um dem Verstorbenen den Weg ins Land der Toten zu erleichten. Das Gehirn wurde entsorgt.
Die Körperhöhlen rieb man mit Ölen und Gewürzen ein und füllte sie anschließend mit Gewürzen oder auch Sägespänen auf. Der ausgenommene Körper wurde 70 Tage lang in Natron eingelegt, um ihm alle Flüssigkeit zu entziehen. Nach der Austrocknungsprozedur wusch man den Leichnam und wickelte ihn in Leinen, dass mit Gummiharz als Klebstoff bestrichen war. So erhielt die Familie ihre Verstorbenen zurück und legte sie in einen hölzernen Sarkophag in Menschengestalt.
Die aufwändige Behandlung war eine kostspielige Angelegenheit und blieb für ärmere Menschen unerreichbar. Sie mussten sich mit den „Billigvarianten“ begnügen, welche die Körper jedoch nicht ganz so optimal konservierten. Wie gut die Ägypter ihr Handwerk beherrschten, zeigt sich an den zahlreichen gut erhaltenen Mumien, deren Ka inzwischen schon seit mehreren tausend Jahre durch das Totenreich wandeln darf.
Die Einbalsamierung mit konservierenden Flüssigkeiten kam Mitte des 19. Jahrhunderts noch mal in Mode. Neue Methoden ermöglichten es, den Leichen die Balsamierungsflüssigkeiten direkt in die Adern zu injizieren. Die Körperflüssigkeiten wurden so durch Chemikalien, allen voran Formaldehyd, ersetzt. Eine sehr bekannte Mumie jüngeren Datums ist die von Wladimir Iljitsch Lenin, aufgebahrt in einem Mausoleum in Moskau.
Stand: 23.09.2005