Strukturfarben sind nicht nur in der belebten Natur ein beliebter „Trick“, auch im Reich der Mineralien und Gesteine gehören sie durchaus zum gängigen Repertoire. Feinste Risse lassen beispielsweise den Quarz bei bestimmtem Lichteinfallswinkel in allen Regenbogenfarben schillern. Verantwortlich für dieses Irisieren ist eine Interferenz durch die Reflexion der Lichtwellen an den abwechselnden Luft- und Gesteinsschichten.
Interferenz durch „Kügelchen-Blitze“
Ebenfalls auf Interferenz beruht das buntschillernde Fleckenmuster des Opals. Je nach Herkunft und Zusammensetzung können diese Steine feurig rot, milchig weiss, blau oder bunt gescheckt erscheinen. Bei der edelsten Opalart, den so genannten „precious opals“ leuchten zusätzlich bei bestimmten Betrachtungswinkeln in der Tiefe des Steins brilliante Farbblitze, die „flashes“ auf. Geradezu hymnisch beschreibt der römische Geschichtsschreiber Plinius die Opalfarben: „In ihnen brennt ein sanfteres Feuer als beim Rubin, sie haben das brilliante Purpur des Amethysts und das Meeresgrün des Smaragds – alle zusammen leuchtend in einer unglaublichen Einheit.“
Der Opal ist einer der wenigen Edelsteine, dessen Grundbausteine keine eng gepackte Kristallstruktur bilden. Er besteht aus Siliziumdioxid und Wasserund ist physikalisch gesehen eher ein Sonderling unter den Mineralien: Seine Millionen winziger Kieselgel-Kügelchen sind nicht eng miteinandere vernetzt in einem dreidimensionalen Gitter angeordnet, sondern liegen in parallelen Schichten. Zwischen diesen befinden sich Wassermoleküle, deren Anteil bis zu zehn Prozent ausmachen kann.
Die Lichtstrahlen werden an den Silikat- und Wasserschichten reflektiert und gebeugt. Ähnlich wie bei den Flügelschuppen vieler Schmetterlinge treten dabei unterschiedliche Überlagerungseffekte auf. Die Farbe der Opale verändert sich daher je nach Größe der Kügelchen und Beobachtungsrichtung. Die Leuchtkraft ihrer „flashes“ dagegen hängt von der Regelmäßigkeit der Kügelchen-Anordnung ab. Das auch das Wasser für diese Interferenz eine wichtige Rolle spielt, zeigt sich spätestens dann, wenn man den Stein erwärmt oder ihm chemisch das Wasser entzieht: Er wechselt seine Farbe.