Ein wichtiger Einsatzbereich von Health Games sind Prävention und Verhaltensänderung. Wenn Patienten spielerisch mehr über ihre eigene Krankheit lernen oder wie ausgewogene Ernährung aussieht, hilft ihnen das dabei, ihr Leben gesünder zu gestalten oder überhaupt gesund zu werden.
Prävention im Kindesalter
Diese digitale Hilfestellung setzt bereits im Kindesalter an. Ein Beispiel hierfür ist die kostenlose App „Kibalou“, die von dem Start-up battyRabbit stammt. Laut Entwicklern richtet sich das Game an Kinder zwischen fünf und sieben Jahren und soll die Spieler zu einer gesundheitsbewussten Lebensführung anregen. Dafür müssen sie einen Tag lang wichtige Entscheidungen für die Hauptfigur Kibalou treffen. Soll sie mit dem Auto zum Supermarkt fahren oder laufen? Was kommt abends auf den Tisch? Wäscht sie sich vor dem Essen ihre Hände und wie gründlich putzt sie vor dem Schlafengehen die Zähne?
Für jede gesundheitsbewusste Entscheidung belohnt das Spiel die Kinder mit Sternen, die sie brauchen, um in den Kategorien Ernährung, Hygiene und Bewegung weiter aufzusteigen.
Dieses Belohnungssystem soll dafür sorgen, dass die Kinder Spaß beim Spielen haben und die Botschaften des Games verinnerlichen.
Und das funktioniert offenbar, wie Koni Schaefer von der Kita Mainz-Laubenheim berichtet, in der das Spiel getestet wurde: „Wir sind immer wieder überrascht, wie viel die Kinder aus den Spielszenen in ihren Alltag integrieren können. So waschen sich nun viele der Kleinen wie selbstverständlich vor dem Essen die Hände oder verlangen proaktiv auch eher einmal nach Apfel oder Banane und vergessen darüber ganz, dass sie noch einen Schokoladenriegel als Proviant dabei haben.“
Seltener in der Notaufnahme dank Diabetes-Spiel
Während gesundheitsfördernde Spiele wie Kibalou an Kinder im Allgemeinen adressiert sind, gibt es auch solche, die speziell für Kinder mit chronischen Krankheiten entworfen wurden. Dazu gehörte „Packy & Marlon“ aus dem Jahr 1995. Es sollte Kindern mit Diabetes Typ 1 Informationen über ihr Krankheitsbild vermitteln und ihnen beibringen, regelmäßig ihre Medikamente zu nehmen. Die Kinder spielen dabei als Packy und Marlon, zwei Elefanten mit Diabetes. Ihr Camp wurde von Ratten überfallen, die alle Lebensmittel und Medikamente gestohlen haben. Nun ist es an den Elefanten, die Vorräte zurückzubringen.
Doch gleichzeitig müssen die tierischen Helden auch daran denken, ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, Insulin zu nehmen, sich mit drei Mahlzeiten und drei Snacks pro Tag ausgewogen zu ernähren und mit Diabetes-Notfällen umzugehen. Andere tierische Charaktere im Spiel stellen Packy und Marlon außerdem von Zeit zu Zeit Fragen über ihren Diabetes, die die Spieler richtig beantworten müssen.
Die Diabetes-kranken Kinder, die Packy und Marlon spielten, haben davon nachweislich profitiert. So hat eine Studie aus dem Jahr 1998 herausgefunden, dass die Kinder durch das Gaming deutlich seltener diabetesbedingt in die Notaufnahme mussten. Die Zahl der Krankenhausbesuche hatte sich bei ihnen innerhalb von drei Monaten um 77 Prozent reduziert. Bei den Kindern, die Packy und Marlon nicht gespielt hatten, war hingegen alles unverändert geblieben.
Ballerspiel gegen den Krebs
Das Ziel von Health Games für kranke Kinder liegt jedoch nicht immer darin, dass diese mit der Krankheit leben lernen. Bei manchen Krankheiten kommt es stattdessen darauf an, sie mit viel Kämpfergeist und Entschlossenheit zu besiegen. Gerade für krebskranke Kinder keine leichte Aufgabe. Doch das Ballerspiel „Re-Mission“ soll ihnen beim Kampf gegen den Krebs helfen.
Dabei ist das Wort Kampf sogar ziemlich wörtlich zu nehmen, denn bei dem Videospiel handelt es sich um ein Ballerspiel im Stile eines Third-Person-Shooters. Die Spieler steuern den Nanobot Roxxi durch den menschlichen Körper und müssen dabei gegen bestimmte Krebszellen oder Infektionen wie das Non-Hodgkin-Lymphom kämpfen. Zu diesem Zweck stehen ihnen Waffen wie der Chemoblaster, die Radiation Pistol und die Antibiotic Rocket zur Verfügung. Gleichzeitig lernen die Kinder, wie verschiedene Krebstherapien funktionieren und warum es so wichtig ist, dass man sie strikt befolgt.
Das zeigt Wirkung: Eine klinische Studie konnte nachweisen, das krebskranke Kinder durch „Re-Mission“ ihre Therapie gewissenhafter befolgten. Zum Beispiel nahmen sie ihre Medikamente zuverlässiger und regelmäßiger ein. Das zeigte sich unter anderem daran, dass in ihrem Blut eine deutlich höhere Konzentration ärztlich verordneter Medikamente und Chemotherapie-Präparate nachgewiesen werden konnte. Hinzu kommt, dass die kleinen Patienten durch das Gaming mehr Wissen über ihre Krankheit gewinnen konnten und ihre eigene Lebensqualität als besser wahrnahmen.