Wer denkt, Videospiele wären nur etwas für Kinder und Jugendliche, der irrt. Auch Senioren können von den gesundheitsfördernden Wirkungen des Gamings profitieren. Speziell für sie entwickelte Health Games können ihnen etwa dabei helfen, körperlich fit zu bleiben, sich von einem Schlaganfall zu erholen oder dem Entstehen einer Demenz entgegenzuwirken.
Fitte Senioren
Videospiele, die zu körperlichen Aktivitäten motivieren und beim Training helfen, nennt man auch „Exergames“. Der Begriff setzt sich aus „excercise“ (körperlich aktiv sein) und Game zusammen. Sportspiele dieser Art folgen einem ähnlichen Konzept wie einst die Nintendo Wii. Die Exergame-Konsole erfasst die Bewegungen des Spielers und überträgt sie auf den Bildschirm. Spielerisch absolvieren die Senioren dann Trainingseinheiten und erhalten sofort Feedback, ob sie die Bewegungen richtig ausführen.
Ein Anbieter für Senioren-Exergames ist „SilverFit“. Das System benötigt einen Computer, einen großen Bildschirm und eine 3D-Kamera, die selbst kleinste Bewegungen registriert und in Echtzeit auf den Bildschirm überträgt. Die Spieler können aus verschiedenen Übungen auswählen. Manche stärken gezielt die Balance, andere die generelle Fitness. In einem Spiel steuern sie mit ihren Körperbewegungen zum Beispiel einen flauschigen Fuchs, der Trauben einsammelt.
Die Trainingseinheiten sind auch für Menschen im Rollstuhl und für mehrere Spieler gleichzeitig geeignet. Auch sind Set-Ups mit Laufbändern und Fahrradergometern möglich, bei denen Streckenfilme die Illusion erzeugen, man sei gerade wirklich draußen unterwegs – etwa auf einem Waldweg oder auf den Kanälen Amsterdams.
Laut SilverFit motiviert die spielerische Herangehensweise die Senioren zum Fitnesstraining und sorgt so dafür, dass sie körperlich nicht so stark abbauen. „Sobald sich Patienten in das Spiel vertiefen, können sie oft viel mehr, als sie sich zuvor selbst zutrauten. Auf diese Weise gehen sie unbewusst an ihre Grenzen und stärken zudem noch ihr Selbstvertrauen“, heißt es auf der Webseite des niederländischen Anbieters.
Ein Reha-Videospiel gegen Schlaganfall-Schäden
Health Games können auch dabei helfen, sich nach einem Schlaganfall wieder zu erholen. Das System „Armeo“ von dem Hersteller Hocoma zum Beispiel unterstützt Schlaganfall-Patienten dabei, ihre Hand- oder Armfunktion wieder aufzubauen. Der betroffene Arm wird dafür in ein robotisches Exoskelett geschnallt, das einen Teil des Armgewichts trägt und mit einer Videospiel-Software verbunden ist.
In verschiedenen Minigames muss der Patient dann seinen beeinträchtigten Arm einsetzen, um zum Beispiel Münzen zu sammeln oder nach einem Schlüssel zu greifen. Dabei erhält er motivierendes Feedback. In einer Studie schnitt das Gerät bei den Teilnehmern deutlich besser ab als herkömmliche Physiotherapie. Sie fanden es schlicht „weniger langweilig“. Eine weitere Erkenntnis der Studie: Der Trainingseffekt von Armeo stand der traditionellen Therapie in nichts nach und hielt sogar länger an.
Gaming als Gehirnjogging
Neben motorischen lassen sich auch kognitive Fähigkeiten durch Videospiele schulen. Es gibt zum Beispiel Hinweise darauf, dass 3D-Spiele dabei helfen könnten, Demenz vorzubeugen. So haben Forschende aus Kanada in einer Studie beobachtet, dass bei älteren Menschen die graue Substanz im Hippocampus zunimmt und sich ihr Kurzzeitgedächtnis verbessert, wenn sie täglich eine halbe Stunde lang den Klassiker „Super Mario 64“ spielen. Bei denjenigen, die nicht spielten, nahm die graue Substanz hingegen ab, ein Risikofaktor für Demenz.
Um geistig fit zu bleiben oder fitter zu werden, stehen älteren Menschen aber auch Videospiele zur Verfügung, die speziell zu diesem Zweck designt sind. Dazu gehört das Rennspiel „NeuroRacer“. Dabei müssen die Spieler ein Auto auf einer kurvigen Strecke steuern und gleichzeitig auf verschiedene Symbole achten, die auf dem Bildschirm aufleuchten. Manche davon müssen sie wegklicken, andere nicht. Durch diese zusätzliche Aufgabe leidet zwangsläufig die Performance beim Autorennen, doch in welchem Maß das geschieht, ist abhängig von der geistigen Fitness.
Während junge Erwachsene durch das Symbolklicken 26 Prozent schlechter beim Manövrieren des Autos werden, fällt die Performance bei älteren Menschen um bis zu 64 Prozent ab. Doch dieser Rückstand lässt sich aufholen, wenn die Senioren gerade einmal einen Monat lang drei Stunden pro Woche „NeuroRacer“ spielen. Ihr Hirn bleibt dadurch fit und ist weniger anfällig für Demenz.