Weiße Dunstschleier hängen über dem Horizont, der die einzige Grenze für den sonst endlosen pazifischen Ozean bildet. Noch kleben Eiskristalle am Flugzeugfenster, die erst im Landeanflug als Tropfen über die Scheibe fliehen. Die Wolken vernebeln noch einmal die Sicht, bevor sie endlich die Inseln frei geben. Wie kleine grüne Murmeln liegen sie auf dem samtblauen Tuch des ruhigen Pazifiks: Der Inselstaat Palau.
Ein Schauspiel von nur wenigen Sekunden, da die Inseln nicht viel mehr Landfläche zusammenbringen als 438 Quadratkilometer. Gerade mal so groß wie Usedom, aber aufgesplittert in über 350 kleine Inselchen, von denen lediglich die ovale Hauptinsel Babeldaob größer als 100 Quadratkilometer ist. Südlich davon liegen die meisten der Inseln zunächst dicht beieinander, bis sich mit zunehmender Entfernung die Abstände vergrößern. Aber bis auf einige versprengte Eilande werden die meisten Inseln von dem ovalen Barriereriff umschlossen, das die Lagune vor heftigen Wellen schützt.
Eine Perlenkette um den Pazifik
Etwa 1.500 Kilometer südöstlich der Philippinen liegt Palau am südlichen Ende des Marianengrabens, der von Papua-Neuguinea nach Norden Richtung Japan verläuft. Der Tiefseegraben ist ein tektonisches Grenzgebiet, wo die Pazifische unter die Philippinische Platte abtaucht und dabei der niedrigste Punkt der Erde entsteht: 11.034 Meter tief. An den Bruchstellen der Platten entlang des Grabens schießt aufsteigendes Magma aus den Ozeanböden, die seit Millionen von Jahren Vulkan-Inseln an den Konvergenzrändern aufreihen. Die westlichste Inselkette entlang der pazifischen Plattengrenze reicht von den jungen Vulkaninseln vor Tokio über die Marianen Saipan, Rota und Guam, Yap in Mikronesien bis zum Atoll von Palau, das den südlichen Abschluss bildet.
Auch ein Paradies muss entstehen
Die Entstehung von Atollen hatte Charles Darwin bereits Mitte des 19. Jahrhunderts auf einer Reise durch den Pazifik weitgehend durchschaut. Besonders an Plattengrenzen oder über Hot Spots bilden sich Vulkane im Meer, von denen einige über den Meeresspiegel hinaus wachsen und oft kreisrunde Inseln erschaffen. Nachdem der Vulkan erloschen ist, siedeln sich Korallen an den Hängen nahe der Wasseroberfläche als Saumriff an, wie es heute an den Küsten im Roten Meer zu sehen ist. Ist der Magma-Nachschub versiegt, senkt sich der Vulkan langsam und durch die Erosion des weichen Vulkangesteins an der Oberfläche flacht die Insel nach und nach ab.