Was entscheidet darüber, welche Spezies wir als schützenswert ansehen – und für welche Arten dafür entsprechende Gelder bereitgestellt werden? Geschieht dies wirklich „ohne Ansehen der Person“, also ohne eigennützige, auf den Menschen bezogene Hintergedanken?

Prominenz und Nützlichkeit helfen
Aus Sicht der Philosophin Karin Wohlgemuth ist dies nicht Fall. Stattdessen finden sich im Artenschutz oft anthropozentrische Nützlichkeitsargumente: Als schützenswert betrachtet werden Tiere nicht aufgrund ihres Eigenwertes, sondern im Vordergrund stehen Artenschutzmaßnahmen, wenn damit ein offenkundiger Nutzen für den Menschen verbunden ist – etwa in Form von ökonomischen Vorteilen und/oder Ökosystem-Dienstleistungen wie sauberer Luft, intakten Böden, Nahrung, Kultur und Erholung.
Als Beispiel nennt die Forscherin den Schutz der sogenannten Big Five in der afrikanischen Savanne. Löwe, Elefant, Nashorn, Büffel und Leopard sind allseits bekannte und beliebte Ikonen der Tierwelt. Ein wichtiger treibender Faktor für deren Schutz sei daher die Tourismuswirtschaft, erklärt Wohlgemuth.
Auch der Große Panda – in China gab es 2015 nur noch 1.864 Tiere in freier Wildbahn – ist ein gutes Beispiel für anthropozentrische Schutzbestrebungen. 180 Große Pandas befinden sich im Chengdu Research Center, um diese Tiere einerseits zu retten und im besten Fall wieder freizusetzen. Andererseits werden mit ihnen aber auch Geschäfte betrieben, indem Pandas als Leihgaben an internationale Zoos verliehen werden. Das Grundproblem des Habitatverlusts, das sich durch menschliche Aktivität immer mehr verschärft, bleibt laut Wohlgemuth dagegen bei Schutzprogrammen meist zu wenig berücksichtigt.