Die Gefahr ist real: Die Erde wurde im Laufe ihrer Geschichte immer wieder von aus dem All kommenden Brocken getroffen. Einige dieser Treffer lösten globale Katastrophen und folgenreiche Massenaussterben aus, wie vor 66 Millionen Jahren der Einschlag des zehn Kilometer großen Chicxulub-Asteroiden, der die Kreidezeit beendete und die Dinosaurier aussterben ließ. Aber auch weit kleinere Brocken können schon schwere Zerstörungen anrichten, wie das Tunguska-Ereignis im Jahr 1908 oder die Explosion des rund 20 Meter großen Tscheljabinsk-Meteors im Februar 2013 demonstrierten.

Nur eine Frage der Zeit
Und das Bombardement hält an: Kleine Brocken von bis zu einem Meter Größe treffen die Erde fast täglich, verglühen aber in der Atmosphäre. Brocken von der Größe des Tscheljabinsk-Meteors kommen im Schnitt alle 50 Jahre vor, mit Treffern durch Asteroiden bis zu 300 Metern Größe müssen wir alle paar tausend Jahre rechnen. Ihr Einschlag könnte eine Millionen-Metropole komplett zerstören. „Der nächste große Einschlag auf der Erde ist daher keine Frage des ‚Ob‘ – er ist nur eine Frage der Zeit“, erklärt Alan Harris vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Doch was tun, wenn man einen Asteroiden auf Kollisionskurs entdeckt? Ob die Menschheit dann noch eine Chance zu Gegenmaßnahmen hat, hängt entscheidend von der Größe des Brockens und der bis zum Einschlag verbleibenden Zeit ab. Wird die Gefahr schon Jahrzehnte im Voraus erkannt, kann die vergleichsweise „sanfte“ Abwehrmaßnahme des „Gravity Tractor“ reichen: Man lenkt den Asteroiden durch die Anziehungskraft einer schweren, nah an ihn heranmanövrierten Sonde vom Kollisionskurs ab.
Die Rammbock-Strategie
Viel wahrscheinlicher ist es allerdings, dass die drohende Gefahr erst deutlich später erkannt wird. Denn viele potenzielle Erdbahnkreuzer sind wegen ihrer geringen Helligkeit, einer sonnennahen Flugbahn oder ihrer direkt auf uns zugerichteten Bergung nur schwer frühzeitig zu erkennen. Im Jahr 2019 entdeckten Astronomen beispielsweise den 100 Meter großen Asteroid 2019 OK erst zwölf Stunden vor seiner größten Annäherung – glücklicherweise flog er damals in einem Fünftel Mondabstand an uns vorbei. In einem solchen Fall helfen alle Abwehrmaßnahmen nichts mehr – ein Einschlag ließe sich dann nicht mehr verhindern.