„Matt war schon immer anders als andere Kinder, von Geburt an. Er war sprunghaft, schlief nicht und war extrem penibel. Er reihte sein Spielzeug auf und machte Dinge in endlosen Wiederholungen“, erzählt Diane Savage, Mutter eines heute 16-jährigen autistischen Savants. Sie beschreibt damit einige der typischen Symptome autistischen Verhaltens.

Matt hatte, wie viele andere Autisten, schon als Kind zwanghafte Rituale, aß nur bestimmte Dinge und bewegte sich „seltsam“. „Unser Sohn spielte nicht mit anderen Kindern, er rannte vor jeder interaktiven Erfahrung davon“, so Diane Savage. „Jeder Ausflug endete in einem Anfall.“ Der Junge reagierte auf jede Überfrachtung mit Sinneseindrücken mit Panik und Rückzug und wehrte sich gegen jede Berührung. Matts Kinderarzt erkannte schnell, um was es sich handelte und diagnostizierte bei ihm eine Störung aus dem autistischen Spektrum.
Noch vor gut 60 Jahren allerdings wäre Matt Savage einfach als zurückgeblieben oder verrückt eingestuft worden und möglicherweise sogar in einem Heim gelandet. Denn erst 1940 erkannten zwei Forscher, der Kinderpsychiater Leo Kanner in Baltimore und der Kinderarzt Hans Asperger in Wien, durch eine halbe Erdkugel getrennt und trotzdem fast zeitgleich, diese Entwicklungsstörung als ein eigenes Syndrom. Sie tauften es „Autismus“ vom griechischen Begriff „autos“ für „selbst“ abgeleitet und charakterisierten die von ihnen untersuchten Kinder als gefangen in eigenen Welten, unfähig zum Kontakt mit der Außenwelt.
Ein Syndrom – viele Ausprägungen?
Kanner wertete den Autismus als Unterart der kindlichen Schizophrenie und bezog sich dabei vor allem auf Fälle mit schwerer geistiger Behinderung. Asperger dagegen sah das Phänomen eher als ein Kontinuum, eine Bandbreite autistischer Formen, die von durchaus aufgeweckten, intelligenten Menschen mit Schwierigkeiten in der Interaktion mit der Außenwelt bis hin zu völlig in sich eingeschlossenen, mental zurückgebliebenen Personen reichte.