Im Jahr 1784 beschrieb der Leiter des Naturalienkabinetts am Mannheimer Hof, Cosimo Alessandro Collini, die sterblichen Überreste eines seltsam fremdartigen Wesens: Dieses Wesen mutete an wie ein fliegendes Reptil – und darum handelte es sich tatsächlich auch, wie sich später herausstellen sollte. Collini hatte den ersten jemals entdeckten Flugsaurier vor sich gehabt.
Im Laufe der Zeit stießen Paläontologen auf weitere Knochen dieser entfernten Verwandten der Dinosaurier. Die ältesten stammen aus der Zeit der Obertrias vor 228 Millionen Jahren, die jüngsten aus der Endphase der Kreidezeit. Diese Fossilien belegen, dass die Flugsaurier mehr als 150 Millionen Jahre lang den Luftraum unseres Planeten dominiert haben müssen. Doch wer waren diese Tiere? Und wie lebten sie?
Von wegen Echse mit Fledermausflügeln
Zunächst stellte man sich die sogenannten Pterosaurier wie riesige Echsen mit Fledermausflügeln vor. Heute aber wissen Forscher: Dieses Bild trifft es nicht ganz. Die meisten Flugsaurier hatten einen länglichen Kopf mit Schnabel und manchmal einen Kamm auf dem Haupt. Statt mit Schuppen war ihre Haut oft mit feinen, womöglich farbenprächtigen Härchen bedeckt – wahrscheinlich ein Zeichen für Warmblütigkeit.
Die Hinterbeine dieser Saurier waren stark und kurz, ihre Arme dagegen dünn und lang. Zwischen ihnen und dem Körper spannte sich eine durchblutete Haut und bildete tragflächenartige Flügel. Neben diesen charakteristischen Merkmalen gab es jedoch zahlreiche Unterschiede. So waren manche Pterosaurier größer, andere kleiner, die einen hatten Zähne, die anderen nicht – inzwischen sind mehr als 200 Gattungen mit teils mehreren Arten bekannt.
Fürsorgliche Eltern?
Dank ihrer Flügel waren die Pterosaurier prädestiniert für die Jagd aus der Luft. Vermutlich fingen die meisten Spezies im Flug Fische und andere Beutetiere aus dem Wasser, andere Arten machten womöglich Jagd auf Insekten. Doch auch an Land könnten die Reptilien auf Nahrungssuche gegangen sein und zum Beispiel nach Aas oder kleineren Wirbeltieren Ausschau gehalten haben.
Wahrscheinlich landete das, was sie fanden, dabei nicht immer nur in ihrem eigenen Magen. Denn zumindest manche Flugsaurier-Arten legten ihre weichen Eier nicht einfach ab, um sie dann sich selbst zu überlassen. Stattdessen schlüpften ihre Jungen mitunter im Schutz von Kolonien und wurden von den Elterntieren womöglich sogar gefüttert und gepflegt – so wie viele heutige Seevögel.
Daniela Albat
Stand: 08.06.2018