Vogelwanderungen haben die Menschen von jeher fasziniert und schon zu Deutungen über deren Zweck und Ziel veranlasst, noch ehe überhaupt klare Vorstellungen über die Kontinente existierten. Sichtbare Vogelwanderungen wurden als Hinweise auf den Willen der Götter oder zumindest als Boten für den Wintereinbruch oder das Frühjahr gedeutet. Im antiken Griechenland erklärte man das herbstliche Verschwinden der Schwalben noch damit, dass diese sich im Herbst im Schlamm der Gewässer eingraben und beim Kuckuck vermutete man, dass er sich im Herbst in einen Sperber verwandelt.
Zugleich gab es aber auch schon erste Vorstellungen davon, dass Vögel auch weite Wanderungen vollbringen und erste Versuche einer individuellen Markierung von Vögeln sind aus dieser Zeit belegt. Vor allem Taubenzüchter waren es, die mittels kleiner Bändchen oder Metallstreifen versucht haben, mehr Informationen über das Verhalten Ihrer Vögel zu erhalten.
{1l}
115 Millionen Vögel mit Ring
Die individuelle Markierung von Vögeln zählt auch heute – neben neueren Ansätzen – zum unverzichtbaren Handwerkszeug in der Ornithologie, wenn es um die Verfolgung von Individuen durch Raum und Zeit geht. Für die verschiedensten Fragestellungen wurden im 20. Jahrhundert in Europa schätzungsweise 115 Millionen Vögel mit kleinen Kennzeichnungsringen markiert, die von so genannten Vogelberingungszentralen mit einer Kurzadresse und einem einmaligen Buchstaben- und Zahlencode versehen ausgegeben werden.