Was sich die Natur dabei gedacht haben mag, so etwas wie Viren zu erschaffen, bleibt ihr Geheimnis. Vielleicht aber hatte sie genug von der barocken Vielfalt und Komplexität des Lebens und wollte es zur Abwechslung einmal minimalistisch versuchen – mit einer Handvoll Gene und einer Hülle drum herum. Mehr sind Viren nicht. Selbst das bisschen Schutzhülle hat die Natur einigen nicht gegönnt.
Ein Geheimnis ist auch, für was – vom Verursachen zahlloser Krankheiten einmal abgesehen – die Minimalisten auf Erden wohl taugen könnten. „Es ist bislang kein Virus bekannt, das Gutes bewirkt“, schreibt der Nobelpreisträger Peter Medawar. Im Grunde, klagt der Virusforscher angesichts von Weltenübeln wie Aids, Gelbfieber, Grippe und Hepatitis oder Masern, Mumps, Röteln, Tollwut und Zytomegalie, seien Viren nichts weiter als „ein Packen schlechter Nachrichten, eingewickelt in Protein.“
Viren lösen Tumore auf
Ein Virus, das Gutes tut: Möglicherweise könnten mit diesem überraschenden Ergebnis die Arbeiten der Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe Onkolytische Adenoviren, einem „Joint Venture“ des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Hautklinik des Universitätsklinikums Heidelberg, enden.
„Onkolytische Adenoviren“, übersetzt der Chef der jungen Wissenschaftlertruppe Dr. Dirk Nettelbeck, „sind Viren, die imstande sind, Tumoren aufzulösen.“ Von Natur aus tun Adenoviren das nicht. Aber man kann sie dazu bringen: Mit einem intelligenten Konzept, das den Winzlingen ihre Eigenheiten lässt, sie aber mithilfe gentechnischer Maßarbeit in neue Bahnen lenkt. Die Heidelberger Forscher wollen ihr Konzept mit Adenoviren umsetzen.
Claudia Eberhard-Metzger / einblick – Die Zeitschrift des Deutschen Krebsforschungszentrums
Stand: 17.04.2009