Dreiecke, Kreise mit kreuzartigen Zeichen darin oder pflanzenähnliche Symbole – die Schrift der Indus-Bewohner erinnert an eine Mischung aus ägyptischen Hieroglyphen und der sumerischen Keilschrift. Aber verwandt ist sie mit keiner der beiden – und was ihre Zeichen bedeuten, ist noch immer unbekannt.

Ein Grund dafür: Im Gegensatz zu den langen Texttafeln aus Mesopotamien tauchen die Schriftzeichen der Indus-Kultur häufig nur in kurzen Folgen aus fünf bis sechs Zeichen auf. Diese finden sich in der Regel auf tönernen Siegeln, kleinen Tafeln und einer Art Amulett. Vor allem auf den Siegeln sind sie zudem häufig mit Tierfiguren kombiniert.
Tiersymbole und rätselhafte Zeichen
„Die Tiersymbole repräsentierten möglicherweise bestimmte Personen oder Clans, die Schrift könnte dann den Namen des Eigentümers oder seine Legitimation nennen“, mutmaßt der Archäologe Jonathan Kenoyer von der University of Wisconsin-Madison. Aber auch auf Tongefäßen, Bronzewerkzeugen und Goldschmuck haben er und seine Kollegen die rätselhaften Schriftzeichen gefunden. Auch dort könnten es Namen sein, die die Bewohner der Indus-Region vor fast 5.000 Jahren hinterließen.
Aber trotz jahrzehntelanger Versuche, die Indus-Schrift zu entziffern, ist sie heute noch genauso rätselhaft wie bei ihrer Entdeckung. Bis heute ist nicht einmal klar, ob alle gefundenen Zeichenfolgen in einer einheitlichen Sprache abgefasst waren, oder ob vielleicht eine Schrift für mehrere Sprachen genutzt wurde. Inzwischen bezweifeln sogar einige Forscher, dass es sich dabei überhaupt um eine echte Schrift handelt, und halten die Zeichen für religiöse oder politische Piktogramme.