Die Gesetze des Weltraums sind hart, aber simpel: Wer Fehler macht, stirbt. In der lebensfeindlichen Umgebung des Alls kann jeder falsche Handgriff, jedes Versagen von Technik oder Material zum Tod führen. Entsprechend genau und umfassend müssen Astronauten und Raumfahrtmissionen ihre Ausrüstung und ihre Aktionen im Vorhinein planen und testen – möglichst bevor sie sich den extremen Bedingungen des Weltraums oder fremder Planeten aussetzen.
Im Container zum Mars
Aber wie testet man die Härten und Herausforderungen einer bemannten Marsmission oder eines Fluges zu einem Asteroiden? Der Klassiker dafür sind Analog-Missionen – Projekte, bei denen Mensch und Material hier auf der Erde ähnlich harten Bedingungen ausgesetzt sind wie auf fremden Planeten oder auf einem langen Raumflug. Die passende Umgebung dafür bieten lebensfeindliche Wüsten, Eis und Permafrost der Polargebiete, aber auch nachgebaute Habitate mitten in Forschungszentren oder Großstädten.
Für die Mars-500-Mission lebten sechs Astronauten eineinhalb Jahre lang eingeschlossen in einem nachgebauten Mars-Raumschiff. In den engen Containern im Keller eines Moskauer Forschungszentrums waren sie ähnlichem psychologischen und sozialen Stress ausgesetzt wie auf einem Flug zum Mars. Dabei ging es unter anderem darum herauszufinden, wie sich dies auf Stimmung, Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Teilnehmer auswirkt, aber auch, wie Astronauten aus verschiedenen Ländern dabei miteinander klarkommen.
Vulkanwüsten und Polarwinter
Weniger lang, dafür aber in lebensfeindlicherer Umgebung, läuft die Analog-Mission HI-SEAS. In ihrem Rahmen leben Forscher mehrere Monate lang isoliert auf dem Gipfel des Mauna Loa auf Hawaii. Die karge Umgebung ähnelt der der Marsoberfläche, so dass beispielsweise geologische Untersuchungen in Raumanzügen geprobt werden können. Tests für unbemannte Rover und Erkundungsroboter führen die Raumfahrtagenturen unter anderem auf dem Ätna in Italien und in der Wüste von Arizona statt.
Noch extremer geht es bei den Analog-Missionen in der antarktischen Concordia-Station zu: Mehr als tausend Kilometer von der Küste entfernt, liegt die Station mitten im eisigen Nirgendwo. Dort überwintern regelmäßig Wissenschaftler im Dienste der Raumfahrt – bei Außentemperaturen von bis zu minus 80 Grad, im Dauerdunkel und in absoluter Isolation. Der nächstgelegene menschliche Außenposten ist die 600 Kilometer weit entfernte russische Forschungsstation Vostok. Die Concordia-Bewohner sind daher weitgehend auf sich allein gestellt. Sie führen in ihrer Station wissenschaftliche Untersuchungen durch, testen aber auch Habitate für Planeten- und Mondbasen oder Schutzanzüge.
Doch es geht noch gefährlicher…
Nadja Podbregar
Stand: 30.06.2017