Phänomene

Geräusch oder Lärm?

Wie das Gehirn unsere Schallwelt ordnet

Das Quietschen von Kreide auf einer Tafel jagt vielen Menschen einen Schauer über den Rücken. © markusspiske/ pixabay

Doch was stört uns nun und was nicht? Das ist nicht nur eine Frage der Akustik. Unser Gehirn und unsere subjektive Wahrnehmung spielen dafür eine fast ebenso wichtige Rolle.

Laut und abrupt stört meist mehr

Tendenziell empfinden wir laute Töne störender als leise – und wir reagieren oft mit besonderer Abscheu auf hohe Frequenzen zwischen 2.000 und 5.000 Hertz. Deshalb jagt vielen von uns auch das Quietschen von Kreide auf einer Tafel einen Schauer über den Rücken. Allerdings gibt es in der Natur fast keine reinen Töne. Stattdessen hören wir meistens ein Gemisch aus vielen hohen und tiefen, sowie lauten und leisen Tönen, die sich gegenseitig überlagern – die Geräusche.

Psychoakustiker haben zudem herausgefunden, dass impulshafte Geräusche uns eher erschrecken und stören als beispielsweise ein rauschender Dauerlärm. Denn gleichmäßige Geräusche werden in unserem Bewusstsein eher zurückgedrängt. Außerdem nerven uns insbesondere Geräusche, aus denen wir Einzeltöne heraushören können. Das ist oft bei Maschinen der Fall, beispielsweise wenn deren Schall eine Resonanzfrequenz anregt.

Zudem reagieren wir unterschiedlich, je nachdem, ob ein Geräusch eine Information beinhaltet oder nicht. Sprache stuft unser Gehirn beispielsweise als wichtig ein. Es erkennt sie aufgrund der spezifischen Dynamik und weil sie sich nur über den mittleren Frequenzbereich erstreckt. Deswegen hören wir unseren eigenen Namen auch oft aus einem Stimmengewirr heraus, während das Surren der Kaffeemaschine in der allgemeinen Geräuschkulisse untergeht.

Was Lärm ist, hängt von der Stimmung ab

Zu den subjektiven Faktoren der Lärmwahrnehmung gehört auch unsere Einstellung zur Lärmquelle. Die Lärmwirkungsstudie NORAH zeigte, dass Menschen eher unter Folgen von Fluglärm leiden, wenn sie dem Luftverkehr grundsätzlich kritisch gegenüber standen.

Je nach Stimmung kann uns Straßenmusik stören oder erfreuen. © Robert_z_Ziemi / pixabay

Zudem bewerten wir Hörerlebnisse je nach Stimmung und Situation unterschiedlich. Deswegen finden wir laute Musik auf einer Party wahrscheinlich gut, während es uns trotzdem stört, wenn die Nachbarn feiern, während wir schlafen möchten. Und das Lärmempfinden variiert sogar von Mensch zu Mensch: Den einen nervt das Hämmern des Nachbarn einfach nur, während jemand anders es toleriert, weil es ihn an den netten Werkunterricht in der Schule erinnert.

Lärm ist deswegen ein subjektives Empfinden – er ist nicht messbar. Trotzdem sind sich Experten inzwischen einig, dass die Folgen einer dauerhaften Lärmbelästigung gravierend sind. Das gilt für laute Geräusche, die Schwerhörigkeiten verursachen können, ebenso wie für leiseren Lärm.

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Stand: 25.11.2016

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Umgeben von Lärm
Ein Leben unter permanenter Beschallung

Was ist Schall?
Wie wir Geräusche und Töne wahrnehmen

Geräusch oder Lärm?
Wie das Gehirn unsere Schallwelt ordnet

Krach im Ohr
Wenn das Hörzentrum überstrapaziert wird

Ein dauerhafter Stressfaktor
Wenn der Schutzreflex zum Problem wird

Unruhe im Kopf
Wie Lärm unsere Psyche belastet

Kampf gegen den Lärm
Was hilft gegen den Krach durch Auto und Co?

Hoffnungsträger Elektroauto
Wird die neue Technik unsere Fahrzeuge leiser machen

Unhörbarer Lärm
Infraschall in unserer Umwelt

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