Die ersten städtischen Siedlungen gab es bereits vor mehr als 5.000 Jahren im vorderen Orient. Babylon ist wohl die bekannteste Stadt, die zu dieser Zeit entstand. Doch lange Zeit lebte und arbeitete der Großteil der Menschheit auf dem Land. So betrug noch um 1800 der Anteil der Stadtbevölkerung an der Gesamtbevölkerung weltweit gerade mal drei Prozent. Der Startschuss für die rasante Entwicklung der Verstädterung fiel mit der aufkommenden Industrialisierung des 19. Jahrhunderts zusammen.
Zumeist an damals verkehrsgünstigen Standorten wie Flüssen oder Buchten gelegen, eröffneten viele Unternehmen ihre Produktionsstätten in diesen verkehrsgünstigen Lagen. Rohstofforientierte Industriezweige siedelten sich wegen der damals sehr ungünstigen Transportbedingungen direkt am Ort des Rohstoffvorkommens, zum Beispiel im Ruhrgebiet, an.
Einer der wichtigsten Faktoren für das Anwachsen der Städte war und ist die Landflucht: Getrieben durch Armut, geringe Entwicklungs- oder Bildungschancen wanderten Menschen vom Land in die Stadt, um dort in den Manufakturen und Fabriken zu arbeiten. Sie haben die Hoffnung, dort mehr Geld verdienen zu können, als in den ärmlichen, agrarstrukturierten ländlichen Regionen.
Da vor allem junge Menschen in die Stadt ziehen, wächst dort die Bevölkerung proportional schneller als im Umland, die Geburtenrate steigt und auch dadurch vergrößern sich die Städte. Insbesondere in den Entwicklungsländern spielen diese Geburtenüberschüsse bei der Verstädterung inzwischen eine wichtige Rolle. Nur die Hälfte des Städtewachstums ist auf Landflucht zurück zu führen, die andere Hälfte geht auf das rasche Bevölkerungswachstum innerhalb der Städte zurück.
Mit fortschreitender Verstädterung kann sich diese Entwicklung allerdings auch umkehren: In vielen Industrieländern überschreiten inzwischen die Abwanderungen die Zuwanderungen, weil die Stadtbewohner, mobil durch den Pkw, wieder zunehmend in das nahe und weitere Umland ziehen, um dort den unangenehmen Seiten der Stadt wie Lärm, Kriminalität und geringe Freizeitqualität zu entgehen (Prozess der Suburbanisierung, Stadtflucht).
Die Stadt erfüllt dann vor allem noch eine Funktion als zentraler Ort der Arbeitsstätten und Dienstleistungen. Die Wohnfunktion kommt dem Umland zu. Allerdings folgen der Wohnfunktion bald der Einzelhandel sowie weitere Dienstleistungen ins Umland. Das Ergebnis ist eine zunehmende Ausweitung der Stadt oder vielmehr der städtischen Strukturen in vormals ländliche Regionen. Es entsteht im Extremfall ein Stadt-Land-Kontinuum, eine Mischung aus Stadt und Land, das Stadtland. Ein Beispiel hierfür wäre eine Megalopolis in den USA, das als ‚Boswash‘ bezeichnete, mehr als tausend Kilometer lange, verstädterte Band zwischen Washington und Boston.
Stand: 26.11.2001