Es gibt sie als winzige weiße Kügelchen oder als Tinkturen. Auf ihren Etiketten stehen meist kryptische Bezeichnungen wie „Nux vomica“ oder „Pulsatilla“, garniert mit Buchstaben-Zahlenkombinationen wie D6, D20 oder C30. Aber was genau verbirgt sich dahinter? Und was steckt drin?

Klar ist: Mit Naturheilkunde oder Pflanzenmedizin hat Homöopathie nichts zu tun. Denn die Bandbreite ihrer Ausgangssubstanzen ist schier unendlich: vom Schlangen- oder Pflanzengift, Metallen und Säuren über Tintenfische und Honigbienen bis hin zu sterilisierten menschlichen Sekreten reicht das Spektrum. Viele Mittel basieren auf hochgiftigen Substanzen wie Arsen, Quecksilber oder der Tollkirsche. Doch fragt man einen Chemiker oder Pharmakologen nach dem Inhalt eines solchen homöopathischen Arzneimittels, wird die Antwort oft ebenso knapp wie eindeutig ausfallen: „Nichts“.
Das Schütteln macht’s
Denn damit eine Ausgangssubstanz im homöopathischen Sinne wirkt, muss sie erst einer speziellen Verdünnungsprozedur, dem so genannten „Potenzieren“ unterzogen werden. Dafür wird ein Tropfen eines Extrakts der Ausgangssubstanz, der so genannten „Urtinktur“, mit neun Tropfen einer Wasser-Alkoholmischung gemischt und anschließend auf genau vorgeschriebene Weise geschüttelt. Auf der Website des Zentralvereins der homöopathischen Ärzte heißt es dazu: „Das Wesentliche ist dann die Zufuhr von Energie durch zehn Verschüttelungsschläge per Hand auf einen harten, aber elastischen Untergrund. Dies geschieht in einem Zweidrittel gefüllten Fläschchen.“
Von der so erzeugten Lösung entnimmt man nun wieder einen Tropfen und wiederholt das ganze Prozedere so lange, bis die gewünschte Verdünnung erreicht ist. Bei festen Ausgangssubstanzen erfolgt die Potenzierung durch ein spezielles Zerreiben mit Milchzucker. Das Maß der Verdünnung wird dabei als Potenz angegeben, gekennzeichnet durch einen Buchstaben: D steht für Dezimal und damit eine Zehnerpotenz, C steht für Centesimal, eine Hunderterpotenz. D1 entspricht demnach einer Verdünnung von 1:10, D3 entspricht 1:1.000 und D12, eine häufig eingesetzte Dosierung, bereits eins zu einer Billion – das entspricht einem Tropfen Wasser auf 25 olympische Schwimmbecken. Eine Dosierung von D20 ist bereits vergleichbar mit einer einzigen Tablette Aspirin auf die Wassermenge des gesamten Atlantiks.