Während die meisten Geschichten über seltsame wasserlebende Fabelwesen inzwischen als alter Volksglauben belächelt werden, scheint sich „Nessie“ gegen diese Rolle zu sträuben. Immer wieder erhielten und erhalten die Legenden und Gerüchte um den rätselhaften Seebewohner neue Nahrung. Anfang des 20. Jahrhunderts waren es zunächst vor allem am See ansässige Fischer, die immer mal wieder den Rücken eines „großen Fisches“ im Loch gesichtet haben wollten.
Doch richtig „berühmt“ wurde Nessie erst im Jahr 1933, als ein Reporter des „Inverness Courier“ einen in einem Artikel einen Augenzeugenbericht über ein „enormes Tier, dass sich an der Seeoberfläche rollte und dann abtauchte“ veröffentlichte und dabei das Wort „Monster“ verwendete. Prompt wurden auch einige der überregionalen Zeitungen aufmerksam, entsandten ihrerseits Korrespondenten nach Schottland und verhalfen „Nessie“ zu landesweiter Aufmerksamkeit.
Damit begann die Lawine zu rollen: die englischen Radioprogramme brachten während des gesamten Sommers 1933 laufend neueste Meldungen vom „monsterverseuchten“ Loch Ness, ein Zirkus bot 20.000 Pfund Belohnung für die Gefangennahme des „Biests“ und die Hotels der Region quollen über vor „Monsterjägern“. Erfolg hatte allerdings keiner von ihnen – Nessie ließ sich ab und zu zwar blicken, davon jedenfalls waren die vielen „Augenzeugen“ überzeugt – glänzte jedoch ansonsten eher durch Abwesenheit.
Die Zeitung „London Daily Mail“ engagierte schließlich gegen Ende des Jahres einen Großwildjäger namens Marmaduke Wetherell, der das „Monster“ endlich dingfest machen sollte. Nach nur wenigen Tagen am Loch Ness berichtete Wetherell, er habe tatsächlich gewaltige vierzehige Fussabdrücke entdeckte, die nur dem Seemonster gehören konnten. Um alle Ungläubigen zu überzeugen, schickte er Gipsabdrücke der Spuren an das Naturhistorische Museum in London zu Untersuchung.
Dummerweise stellte sich dort im Januar 1934 heraus, dass die vermeintlichen „Nessie-Spuren“ keineswegs von einem wie auch immer gearteten unbekannten „Monster“ stammten, sondern mithilfe eines ausgestopften Nilpferdfußes gemacht worden waren. Ob die falschen Spuren von Wetherell selbst gelegt wurden, ob er seinerseits auf einen bösen Scherz hereingefallen war, ist bis heute nicht bekannt.
In jedem Falle führte die peinliche „Hippofuß“-Affaire dazu, dass alle wissenschaftlichen Bemühungen, der Sache auf den Grund zu gehen, erst einmal gestoppt wurden. Für mehr als drei Jahrzehnte lehnten Wissenschaftler jede Beschäftigung mit der Thematik als unseriös ab und überließen den Loch Ness mitsamt seinem potenziellen Bewohner den Fantasien von Touristen, Fischern und Kryptozoologiebegeisterten…
Stand: 03.06.2005