Phänomene

Gesundheitsgefahr Schimmel

Schimmel- und Hefepilze im Klimawandel

Schimmelpilze lauern besonders in feuchten Umgebungen wie Kellern und Kühlschränken, aber auch in vermeintlich unwirtlichen Orten wie in Abflussrohren von Waschbecken. Besonders häufig kennt man sie von verschimmelten Lebensmitteln, wo die Pilze reichlich Nährstoffe finden und regelrecht „aufblühen“. Doch selbst auf nährstoffarmen Lebensmitteln wie Meersalz und Olivenöl halten sich Verunreinigungen mit Schimmelpilzen hartnäckig.

Im Gegensatz zu den Großpilzen, die meist mit Fruchtkörpern mit Hut und Stiel auftreten, gehören die Schimmelpilze nicht zu den Giftpilzen im klassischen Sinne. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie unbedenklich wären. Im Gegenteil: Mit ihren Sporen und Pilzgiften, die wir über die Luft einatmen, können auch zahlreiche Schimmelpilze unsere Gesundheit schädigen. Bei einer starken Schimmelbelastung in der Wohnung können sie zum Beispiel Allergien und Atemwegserkrankungen wie Asthma auslösen oder verschlimmern.

Aflatoxine
Einige Schimmelpilze produzieren Aflatoxine. © D.Thiên /CC-by 4.0

Giftproduktion im Dunkeln

Die Giftstoffe der Schimmelpilze aus den Gruppen der Aflatoxine und Ochratoxine können beim Menschen auch zu Durchfall und Erbrechen führen, das Immunsystem stören, Nieren und Leber schädigen sowie die Entstehung von Krebs begünstigen. Beispielsweise produziert der im Erdboden und auf Lebensmitteln lebende Schimmelpilz Aspergillus nidulans das Mykotoxin Sterigmatocystin, das mit den krebserregenden Aflatoxinen verwandt ist.

Allerdings stellt er den Wirkstoff vorwiegend im Dunkeln her. Eine mögliche Strategie, um sich vor dem Schimmelpilz und seinem Gift zu schützen, ist daher, belastete Flächen und Lebensmittel mit Licht bestimmter Wellenlängen zu bestrahlen. Das gilt auch für weitere Schimmelpilze, etwa Pilze der Gattung Penicillium, die Ochratoxin herstellen. „Wenn es uns gelingt, die innere Uhr der Schimmelpilze mit Licht aus dem Takt zu bringen, dann können wir die Toxinbildung stoppen,“ erklärt Rolf Geisen vom Max Rubner-Institut in Karlsruhe.

Tropische Killerhefen

Ebenfalls nicht zu den klassischen Giftpilzen zählen einige Hefepilze, die aber dennoch schwere Erkrankungen verursachen können. Dazu zählen beispielsweise die Hefen Cryptococcus gattii und Cryptococcus neoformans, die in den vergangenen Jahren Schlagzeilen gemacht haben. Deren Sporen können in der Luft schweben und so die Lunge von Menschen und Haustieren wie Hunden und Katzen befallen. Betroffene leiden unter anderem unter Husten, Atembeschwerden, Fieber und Kopfschmerzen. Mitunter kann die Kryptokokkose genannte Erkrankung auch in eine tödliche Lungen- oder Hirnhautentzündung münden, vor allem bei immungeschwächten Personen.

Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine Vergiftung durch ein Mykotoxin, sondern um eine gewöhnliche Infektion. Statt mit einem Gift schützt sich die Hefe durch eine besondere Zellwand vor Angreifern wie dem menschlichen Immunsystem.

falsche Wiesenchampignons
Mit dem Klimawandel siedeln sich immer mehr invasive Pilze an. Einige sind giftig, zum Beispiel der falsche Wiesenchampignon (Agaricus xanthodermus). © Jose Angel Urquia Goitia/CC-by 4.0

Klimawandel verändert Lebensraum der Pilze

Bislang war der auf Bäumen lebende Pilz Cryptococcus gattii vornehmlich in tropischen und subtropischen Gegenden der Erde beheimatet. In den vergangenen beiden Jahrzehnten breitete er sich jedoch auch immer mehr in Nordamerika aus, vor allem in Kanada. Experten vermuten einen Zusammenhang mit dem Klimawandel, der den Pilzen neue Lebensräume in weniger tropischen und weiter nördlich gelegenen Wäldern eröffnet.

Wissenschaftler prophezeien daher, dass sich die Hefe und viele andere invasive Pilze aus wärmeren Regionen, künftig auch hierzulande ansiedeln könnten. Studien belegen, dass einige Arten bereits eingeschleppt wurden (doi: 10.1007/s10530-022-02896-2) – darunter zahlreiche Pflanzenschädlinge und Giftpilze wie der falsche Wiesen-Champignon (Karbol-Egerling, Agaricus xanthodermus), die wilden Speisepilzen zum Verwechseln ähnlichsehen. Sowohl beim Pilze sammeln im Wald als auch in der Landwirtschaft könnten gesundheitsschädliche Pilze daher mit der Erderwärmung ein größeres Problem werden.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Pilze und ihre Gifte
Die tödliche Gefahr der Mykotoxine

Chemische Verteidigung
Warum manche Pilze giftig sind

Mykotoxine: Von unangenehm bis tödlich
Wie wirken Pilzgifte?

Gesundheitsgefahr Schimmel
Schimmel- und Hefepilze im Klimawandel

Gefahren beim Pilze sammeln
Risiken und Chancen durch heimische Giftpilze

Von Mehltau bis Mutterkorn
Giftige Pilze in der Landwirtschaft

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