Glücklicherweise existieren für einige der wichtigen Gebirgsregionen doch schon vollständige Inventare, die für eine Vielzahl von Untersuchungen herangezogen werden können. So sind etwa im Gebiet der früheren Sowjetunion alle Gletscher der Gebirge systematisch kartiert worden. Der daraus
hervorgegangene „Katalog Lednikov“ stellt heute eine wertvolle Informationsquelle über die Ausdehnung beispielsweise der zentralasiatischen Gletscher in den 1950er und 1960er Jahren dar.
Geschrumpft um fast ein Viertel
Mit neuen Kartierungen auf der Grundlage von Satellitenaufnahmen konnten die Glaziologen Christoph Mayer und Wilfried Hagg von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zeigen, dass sich für das Naryn-Einzugsgebiet im Tien Schan Gebirge Kirgisiens die Gletscherfläche seit Mitte des letzten Jahrhunderts um etwa 23 Prozent verringert hat.
In den europäischen Alpen, wo in den meisten Ländern Gletscherinventare existieren, sind ähnliche Veränderungen zu beobachten, wie die Forscher berichten. So verloren die Gletscher der österreichischen Alpen beispielweise zwischen 1969 und 1998 17 Prozent ihrer Fläche – also ähnlich viel wie im Tien Schan.
Nur noch 470 Quadratkilometer
Nach Ansicht der Forscher zeigen diese Beispiele, dass gerade Wiederholungsmessungen wertvolle Hinweise auf die zeitliche Entwicklung der Gletscher geben – und nur dadurch sind Erkenntnisse über den Zusammenhang mit längerfristigen Klimaveränderungen möglich. Ziemlich gut funktioniert dies in Österreich. Dort wurde schon 1969 das erste Inventar der über 900 Gletscher erstellt. Nach einer neuen Vermessung im Jahr 1998 ist deren Fläche inzwischen auf nur noch weniger als 470 Quadratkilometer geschrumpft. Da nicht nur bei der neuen Vermessung von 1998, sondern auch bei der ersten Kartierung bereits detaillierte Höhenmodelle erstellt wurden, konnten Gletscherforscher dabei auch genaue Volumenänderungen für diesen Zeitraum berechnen.
Christoph Mayer, Wilfried Hagg / Bayerische Akademie der Wissenschaften
Stand: 04.01.2013