Nicht nur die Küstenländer sind durch den bereits begonnenen Klimawandel massiv bedroht. Auch Gebirgsregionen sind stark betroffen und werden dadurch immer mehr zum Gefahrenraum für den Menschen. Forscher prophezeien, dass in den Gebirgen Extremereignisse wie Massenbewegungen, Überschwemmungen und Lawinen in den nächsten Jahrzehnten dramatisch ansteigen werden.
Die steilen Hänge, die lückenhafte oder fehlende Vegetation und die für Gebirge charakteristischen hohen Niederschläge lassen hier natürliche Prozesse mit großer Intensität und Zerstörungskraft ablaufen. Störungen dieses Systems – wie Klimaänderungen – wirken sich daher umso verheerender aus. Dabei fungieren Gebirge gerade aufgrund ihrer Empfindlichkeit als Indikator des globalen Klimasystems und als Archive vergangener Klimazustände. Viele grundlegende Theorien zum globalen Klimawandel sind an Gebirgsräumen entwickelt und überprüft worden.
In den letzten 150 Jahren hat die Jahresmitteltemperatur weltweit um etwa 0,6 Grad Celsius zugenommen. Das hört sich zunächst gar nicht so dramatisch an. Bedenkt man jedoch, dass nur vier Grad Temperaturunterschied zwischen einer Warm- und Eiszeit liegen, bekommt diese Zahl eine andere Dimension. Prognosen zufolge soll die globale Temperatur bis 2100 um 1,4 bis 5,8 Grad Celsius weiter ansteigen. Die Welt wird jedoch nicht nur wärmer.
Modelle zeigen, dass sich die gesamte planetarische Zirkulation – verantwortlich für das Entstehen von Tief- und Hochdruckgebieten – ändert. Klimazonen verschieben sich, das Wettergeschehen wird dynamischer, Stürme und Niederschläge nehmen weltweit an Intensität und Häufigkeit zu.
Bei anhaltender Erwärmung der Erde, werden nach Modellrechnungen bis 2025 90 Prozent der Gebirge ihrer Gletscher beraubt sein. Die Eiskappe des Kilimandscharo, des höchsten Berges Afrikas, wird nach Angaben des amerikanischen Wissenschaftlers Lonnie Thompson bereits 2015 verschwunden sein. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Thompson bei Berggletschern in den peruanischen Anden und dem Himalaya. Die Lufttemperaturen im Himalaya-Gebirge sind in den letzten 50 Jahren auf Rekordniveau angestiegen. Die Gletscher im höchsten Gebirgsmassiv der Erde schmelzen dabei schneller als alle anderen.
Seit etwa 1850, der letzten Gletscherhochstandsphase oder „Kleinen Eiszeit“, haben auch die Alpengletscher einen dramatischen Schwund erlitten. Innerhalb von 150 Jahren ist die Jahresmitteltemperatur in den Alpen um 0,5 bis 1,0 Grad Celcius gesteigen. Die Temperaturerhöhung ließ die Schneegrenze um 100 Meter ansteigen und die Alpengletscher ein Drittel ihrer Fläche und die Hälfte ihrer Masse verlieren. Bei einem Anstieg von 0,3 °C pro Jahrzehnt werden 2100 die Gletscher völlig abgeschmolzen sein.
Auch der in Höhen von über 3.000 Metern vorherrschende Permafrost, dauerhaft gefrorener Boden, wird durch den prognostizierten Temperaturanstieg um mehre hundert Meter höher wandern – bis er völlig verschwunden ist. Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem rasanten Rückzug der Gletscher und dem Schmelzen des dauerhaft gefrorenen Bodens für die Hochgebirge?
Stand: 23.03.2002