Lawinen
An Gebirgshängen gleitend oder stürzend niedergehende Schnee-, Eis oder Felsmassen.
In den Hochgebirgsregionen fordern Schnee- und Eislawinen jährlich Hunderte von Todesopfern und Verletzen. Nach ihrer Bewegungsform unterscheidet man zwei Haupttypen von Schneelawinen: Bei Fließlawinen gleitet eine mehr oder weniger kompakte Schneemasse zu Tal; Staublawinen bestehen aus einem Gemisch aus verwirbeltem Schnee und Luft.
Lawinenklassifizierung
Die wichtigsten Eigenschaften von Lawinen in Kurzform:
1. Form des Abbruchs:
Auf breiter Fläche senkrecht zur Hangneigung: Schneebrettlawine
Punktförmig: Lockerschneelawine
2. Form und Geschwindigkeit der Bewegung:
Stiebendes Schnee-Luft-Gemisch mit 50 – 100 Metern pro Sekunde: Staublawine
Fließbewegung mit Kontakt zum Untergrund, Geschwindigkeit 15 – 20 in Ausnahmefällen auch bis zu 50 Meter pro Sekunde: Fließlawine
Abgleiten einer kompakten Schneeschicht mit 8 – 10 Metern pro Sekunde: Gleit- oder Schneebrettlawine
3. Lage der Gleitfläche:
Innerhalb der Schneedecke (z.B. Grenzfläche Neuschnee-Harsch oder Schwimmschnee-Altschnee): Oberlawine
Zwischen Schnee und dem Untergrund (Erde, Fels): Boden- oder Grundlawine
4. Feuchtigkeit des Schnees:
Trockenschneelawine
Nassschneelawine
5. Form der Lawinenbahn:
flächiger Abgang: Flächenlawine
Kanalisierter Abgang, runsenförmig: Runsenlawine
Schneeprofil
Schichtung von Schnee unterschiedlichen Alters. Der Schnee der einzelnen Schichten hat durch die stattfindenen Metamorphoseprozesse unterschiedliche Konsistenz. Kristallform, Dichte, Feuchtigkeit und Temperatur variieren mit dem Alter. Für die Lawinenvorhersage ist der Aufbau eines solchen Profils ein wichtiger Anhaltspunkt, da bestimmte Schneeschichten zu Gleitschichten für Lawinen werden können.
Schwimmschnee
Sehr labile Schicht mit becherförmigen Schneekristallen und großen Hohlräumen. Entsteht durch Kondensation und Gefrieren von Wasserdampf innerhalb der Schneedecke.
Steinschlag
Kleinste Massenbewegung an steilen Hängen.
Wenige oder einzelne Steine und Felsbrocken lösen sich aus einer Felswand und fallen, sprigen oder rollen zum Fuß des Hangs.
Berg- oder Felssturz
Hangbewegung mit großer Geschwindigkeit. Dabei kippt oder rollt eine größere Felsmasse aus einer Wand. Das fallende Gestein stammt meist aus Oberflächenschichten und kann Geschwindigkeiten von 50 –100 Meter pro Sekunde erreichen. Am Fuß des Hanges kommt das Material als Sturzhalde zur Ruhe.
Muren
Hangbewegungen, die aus einem Gemisch von unterschiedlich großem Gestein und Wasser bestehen. Sie treten in Hochgebirgsregionen auf, wo durch relativ schnelle Hebungen größere Schuttmassen instabil lagern. Niederschläge oder rasche Veränderungen der manchmal vorhandenen Eismengen können eine solche Gesteins-Wasser-Lawine mit zum Teil verheerenden Folgen auslösen. So kamen im Jahre 1938 in Los Angeles 200 Menschen ums Leben, als ein Murenstrom mit einem Volumen von 11 Millionen Kubikmetern sich auf die Stadt ergoß.
Stand: 20.10.2001