Lange Zapfen, die von der Decke wachsen, Kalksockel, die sich vom Boden emporrecken und andere faszinierende Objekte: Tropfsteinhöhlen bilden mit ihren zahlreichen Kalkformationen die größten Anziehungspunkte der eigentümlichen Unterwelt.
Doch bis wir diese Märchenwelt betreten können, vergehen erst einmal tausende von Jahren. Als Voraussetzung für die Erforschung und die Besichtigung muss der Wasserspiegel absinken, so dass die Höhle sich mit Luft füllt. Auch die Kalkformationen können sich nur in luftgefüllten Höhlen bilden. Das Sickerwasser, das mit gelöstem Calciumcarbonat gesättigt ist, tritt an der Decke der Höhle aus zahlreichen Ritzen und Fugen. Beim Heruntertropfen tritt ein Teil des gelösten Kohlendioxids aus dem Wasser aus und entweicht in die Atmosphäre der Höhle.
Die Löslichkeit des Carbonats hängt jedoch von der Konzentration an gelöstem Kohlendioxid ab. Deshalb fällt bei jedem Wassertropfen ein Teil des Carbonats wieder aus und bleibt an der Decke zurück. Jeder Tropfen fügt ein bisschen mehr Carbonat hinzu. Bei diesem Prozess handelt es sich in gewisser Weise genau um den umgekehrten Vorgang, der stattfindet, wenn das Wasser durch den Boden sickert, zunehmend sauer wird und das Kalkgestein auflöst. Im Laufe von vielen Jahren bleibt also immer mehr ausgefälltes Calciumcarbonat an der Höhlendecke zurück und bildet so einen immer länger werdenden Zapfen, einen Stalaktiten, der von der Decke zum Boden wächst.
Stalagmiten wachsen in entgegengesetzter Richtung vom Boden zur Decke und entstehen auf ähnliche Weise. An der Stelle, wo der zu Boden fallende Wassertropfen auftrifft, wird wieder etwas Kohlendioxid an die Luft in der höhle abgegeben. Auch hier fällt dadurch wieder Carbonat aus und bleibt als Kalk auf dem Boden zurück.
Irgendwann können sich Stalaktiten und Stalagmiten treffen und zusammenwachsen. Sie bilden dann Tropfsteinsäulen, die die Höhlenforscher als Stalagnate bezeichnen.
Stand: 05.08.2005